Die USA sind schon weiter: Bereits im vergangenen Dezember haben dort Kongressmitglieder einen Gesetzentwurf zur „Zukunft der Künstlichen Intelligenz“ vorgestellt. Ziel ist, ein KI-Beratungskomittee ins Leben zu rufen, weil, so die Verfasser, das Verständnis für KI „entscheidend für den wirtschaftlichen Wohlstand und die soziale Stabilität der USA“ sei.
Ganz schön fix. Dem stehen die Chinesen aber in Nichts nach: bis 2025 wollen sie führend bei KI sein, sagt der chinesische Staatsrat – und, unausgesprochen, die USA damit von der pole position kicken. Sogar Großbritannien liebäugelt mit einer Führungsposition. Und Deutschland? Seit dem Wahlkampfgetöse im letzten Sommer, in dem beide großen Parteien nach der chinesischen Ankündigung aufgescheucht nach einem KI-„Masterplan“ drängten, ist nicht viel passiert.
Eine schnellere Gangart habe ich auch gar nicht erwartet. Viel wichtiger ist ja, dass die Politik das Thema überhaupt auf dem Radar hat. Und die Tragweite von Künstlicher Intelligenz versteht.
Hier gehen die Meinungen diametral auseinander. Teslas Elon Musk und Star-Physiker Stephen Hawking warnen mit scharfen Worten seit Langem vor der Technologie (“die größte Bedrohung für die Menschheit“). Steve Wozniak glättet die Wogen, und Mark Zuckerberg lobt KI in den Himmel.
Die Wirtschaft ist natürlich optimistisch gestimmt und setzt KI bereits fleißig ein: Von der Kundenkommunikation über kognitive Suche bis hin zu Predictive Analytics oder Übersetzungen. Das nächste große Thema heißt Autonomes Fahren, und die in der Vergangenheit mit Blech und Stahl assoziierte (deutsche) Automobilbranche macht ebenfalls einen beachtlichen Wandel durch. Andere Branchen ziehen nach. Für Unternehmen ist KI der game changer, der unser aller Leben verbessert und die Wirtschaft revolutioniert. Die Ergebnisse einer weltweiten Studie zur Arbeitswelt 2030 aus unserem Haus zeigen, dass die große Mehrheit der befragten 3.800 Unternehmenslenker einer engen Mensch-Maschine-Symbiose entgegen sieht. Die gleiche Studie zeigt aber auch eine deutliche Meinungsteilung: Grob gesagt ist die Hälfte der Befragten pessimistisch gestimmt, wenn es um die Auswirkungen von KI geht, die andere Hälfte optimistisch.
Und jetzt? Die wichtigste Frage bleibt ja, welche Implikationen die KI tatsächlich haben wird: Heile Welt oder soziale Disruption? Die Diskussion rund um Jobverluste ist ja schon voll im Gange.
Es müssen nicht gleich Weltuntergangsszenarien sein, mit denen wir uns beschäftigen; aber vielleicht sollten wir trotzdem, in diesem frühen Stadium, über eine Regulierung nachdenken. Die Idee des KI-Experten Oren Etzioni ist, finde ich, ein ganz hervorragender Ansatz: Er schlägt, ähnlich den drei Robotergesetzen von Isaac Asimov, drei einfache KI-Gesetze vor, um im Fall der Fälle gewappnet zu sein und denkbaren Schaden abzuwenden. Er sagt: KI muss gesetzlich streng reguliert sein, KI muss von Menschen erkennbar sein, und KI darf nicht beliebig mit vertraulichen Daten umgehen. Das sind ziemlich oberflächliche Regeln, ist aber ein ganz guter Anfang und eine erste Diskussionsgrundlage.
Kommen solche Ideen zu früh? Ich meine nicht. Je früher wir uns damit beschäftigen, desto besser sind wir in der Lage, die Zukunft der Künstlichen Intelligenz zu gestalten. Seine Roboterregeln hatte Isaac Asimov übrigens 1942, also zu einem wirklich sehr frühen Zeitpunkt entworfen. Noch heute gelten sie als beispielhaft. Ein guter Ansporn.
Dinko Eror,
Senior Vice President and Managing Director Dell, Enterprise Sales Deutschland