Future-ready: Arbeitsorganisation digital & nachhaltig

Kommunikation, Kollaboration, Prozessüberwachung, Mitarbeiterführung oder nachhaltiges Wirtschaften. Hannah Strobel vom Next Economy Lab (NELA) nimmt uns mit auf eine Fahrt mit vielen interessanten Zwischenstopps ihrer Forschung.
Transcript
Subscribe

Der Einsatz digitaler Arbeitsmittel ermöglicht den Unternehmen mehr Flexibilität und Dezentralisierung bei der Umsetzung von Aufgaben. Gleichzeitig wird so der Blick auf die zugrundeliegende Arbeitsorganisation geschärft. Aber ist diese überhaupt noch zeitgemäß? Und wie steht es um die Nachhaltigkeit? Neue Strukturen bringen nicht nur gestalterische Freiheiten mit sich, sondern auch neue Herausforderungen im Hinblick auf die Kommunikation, Kollaboration, Prozessüberwachung, Mitarbeiterführung oder nachhaltiges Wirtschaften. Hannah Strobel vom Next Economy Lab (NELA) nimmt uns mit auf eine Fahrt mit vielen interessanten Zwischenstopps ihrer Forschung.

“"Ein Unternehmen von übermorgen sollte keine Angst mehr vor Veränderung haben. Es ist selbstorganisiert, dezentral und wertschätzend, und sollte sich vor allem die Perspektive bewahren. Also: Was ist da neben mir? Was ist links, rechts neben mir? Wie kann ich mich verändern? Wenn man diese Weite in seinen Perspektiven verinnerlicht, was traditionelle Unternehmen oft nicht haben, dann hat für mich jedes Unternehmen die Perspektive, ein Unternehmen der Zukunft zu werden." ”

— Hannah Strobel, Partner NELA. - Next Economy Lab

Guest List

  • Hannah Strobel Partner NELA. - Next Economy Lab
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Roland Schäffer Co-Moderator, Dell Technologies

unv. #00:09:57.2#

unv. #00:10:01.9#

unv. #00:43:50.0#

 

 

Roland Schäffer: Hallo und herzlich willkommen auf der Road to 2030, dem Podcast zu Technologie und Gesellschaft von Dell Technologies und Intel. Unser heutiger Gast, und ich freue mich sehr, ist Hannah Strobel, Soziologin und Gründerin von vier nachhaltigen Organisationen sowie Partnerin, Beraterin beim Next Economy Lab, NELA in kurz, in den Bereichen Organisationsentwicklung, Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung. Ich bin Roland, euer Co-Moderator und ich versorge euch auf dieser Reise mit leckeren Snacks. Ich hoffe, ihr seid bereit. Anschnallen nicht vergessen! #00:00:47.1#

 

Am Steuer heute wieder min sehr geschätzter Kollege Stefan Schmugge. Hi Stefan! #00:00:56.1#

 

Stefan Schmugge: Grüß dich Roland! Mir geht’s großartig, ich hoffe dir auch? #00:00:59.6#

 

Roland Schäffer: Ja sehr, natürlich! #00:01:01.6#

 

Stefan Schmugge: Der Amerikaner würde an dieser Stelle die Anmoderation wählen My Lovely Friend and Copper Stitcher. Ich freue mich sehr, wieder mit dir gemeinsam heute fahren zu dürfen und begrüße natürlich auch nochmal Hannah als heutige Mitfahrerin auf unserer Podcast-Folge. Wir sprechen nämlich darüber, dass Digitalisierung logischerweise die Art und Weise, wie wir heute arbeiten, extrem verändert hat. Wir sprechen aber auch darüber, wie die klassische Arbeitswelt, die man gestern kennt, abgelöst wird durch neue Arbeitsmodelle, neue Kollaborationsmodelle. Und wir erfahren spannender Weise auch, wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung miteinander zusammenspielen. An der Stelle nochmal, schön, dass du da bist, Hannah, wir freuen uns, dass du bei uns bist. Sitzt du bequem und können wir losfahren? #00:01:48.7#

 

Hannah Strobel: Absolut! Und herzlich willkommen auch von meiner Seite. Mein Name ist Hannah Strobel, wie schon gesagt, und ich freue mich auf die Reise. #00:01:55.9#

 

Stefan Schmugge: Großartig! Damit wir und auch unsere Zuhörer*innen dich ein kleines bisschen besser kennenlernen, würden wir gerne am Anfang einen kleinen Speed-Check machen. Der sieht wie folgt aus: Wir schmeißen zwei Begriffe in den Raum, du suchst einfach den aus, der am besten für dich passt, und dann legen wir los. Passt für dich? #00:02:13.2#

 

Hannah Strobel: Alright! Passt! Let’s go! #00:02:16.3#

 

Stefan Schmugge: Sehr schön! Frühsport oder Abendsport? #00:02:20.0#

 

Hannah Strobel: Frühsport. #00:02:22.0#

 

Stefan Schmugge: Lieber Louvre in Paris oder Guggenheim Museum in New York? #00:02:26.5#

 

Hannah Strobel: In Paris, Louvre Museum. #00:02:28.7#

 

Stefan Schmugge: In Paris. Wenn du morgens wach werden möchtest, lieber schwarzen Tee oder Matcha? #00:02:35.0#

 

Hannah Strobel: Warum keinen Kaffee? #00:02:37.4#

 

Stefan Schmugge: Das ist eine sehr gute Frage. Du darfst auch eine andere Antwort geben. Das lassen wir zu, ist in Ordnung. Kaffee. #00:02:46.1#

 

Hannah Strobel: Das heißt, ich durfte auch keinen Sport wählen? Okay! #00:02:49.3#

 

Stefan Schmugge: Wir können auch gerne mit der ersten Frage nochmal anfangen und du wählst den Joker. Kein Problem! #00:02:54.3#

 

Hannah Strobel: Nein, alles gut, alles gut! Ich würde gerne Kaffee wählen. #00:02:58.0#

 

Stefan Schmugge: Sehr gut! Dann streichen wir die beiden anderen Antworten, kommen zum Thema: Welche Stadt hat dich beim Studium mehr inspiriert? Eher Heidelberg oder eher Jena? #00:03:09.1#

 

Hannah Strobel: Jena. #00:03:11.0#

 

Stefan Schmugge: Jena. Workshops lieber online oder lieber live vor Ort und in Farbe? #00:03:17.4#

 

Hannah Strobel: Ich bin richtig gut in Online-Workshops, deswegen mag ich es mittlerweile voll. Aber natürlich liebe ich es, vor Ort zu sein und die Menschen zu sehen, zu spüren und zu gucken, wie sich da eine Dynamik entwickelt. Deswegen physischer Workshop. #00:03:32.3#

 

Stefan Schmugge: Wenn wir jetzt beim Ankreuzen wären, hättest du auch beide Kreuzchen setzen können. Von daher alles in Ordnung. Lieber XING oder lieber LinkedIn? #00:03:41.7#

 

Hannah Strobel: LinkedIn. #00:03:43.2#

 

Stefan Schmugge: Und last but not least: Wenn du gerne mal eine Auszeit nehmen möchtest, lieber mit einem Buch oder Social Media checken? #00:03:50.6#

 

Hannah Strobel: Buch, ganz klassisch. #00:03:53.4#

 

Stefan Schmugge: Was kannst du uns denn noch mitgeben zu dir, was man nicht googeln kann? #00:04:00.1#

 

Hannah Strobel: Das ist eine wunderbare Frage. Ich schätze, ich habe mich noch nie gegoogelt und da gibt es auch nicht so viel. Aber ich habe ziemlich gut Fußball gespielt, also sehr hoch in einer Liga. Vielleicht ist das überraschend als Frau immer noch. Das ist vielleicht ein überraschendes Thema, was man nicht googeln könnte. #00:04:18.8#

 

Stefan Schmugge: Sehr spannend! Finde ich gut. Ich würde sagen, wir fahren los, sind schon mittendrin. Wir sprechen nämlich über das Thema Organisation. Ein großes Wort, es gibt unterschiedlichste Ebenen im Leben mit unterschiedlichsten starken Gewichten. Eine Familie kann eine Organisation sein, aber auch Unternehmen sind natürlich Organisationen. Und logisch ist, dass eine Organisation so wichtig ist, dass sie deswegen ständig sich weiterentwickeln muss, immer verfeinert wird und immer wieder neu aufgestellt werden muss. Sowas ist natürlich im aktuellen Wandel der Digitalisierung teilweise komplex, teilweise vielschichtig und es verändert sich ständig was um uns herum. Mit dem Blick auf Unternehmen und Wirtschaft, Hannah, was würdest du sagen, verändert sich gerade im Moment am stärksten? #00:05:05.1#

 

Hannah Strobel: Das ist eine sehr gute Frage. Was sich gerade am meisten verändert, ist die Wandlungswilligkeit von Unternehmen. Vor allem durch die Pandemie, aber auch generell durch die Technologisierung und Digitalisierung gibt es eine Beschleunigung von Veränderung. Und viele Unternehmen kamen bisher noch nicht mit danach. Und es ist gut, dass die Menschen oder die Unternehmen begreifen, dass Veränderung notwendig ist und dass sie passiert, egal ob wir was tun oder ob wir nichts tun. Und diese Erkenntnis, die nehme ich immer stärker bei Unternehmen wahr, also die Wandlungswilligkeit zu Veränderung. Sie merken, sie stoßen an Grenzen mit ihren bisherigen Organisationsstrukturen und wollen selbst auch die Nachhaltigkeit gestalten. Und diese Wandlungswilligkeit finde ich super. #00:05:54.4#

 

Stefan Schmugge: Wenn ich da noch eine zweite Frage hinterherhängen dürfte: Auf einer Skala von 1 bis 10, 1 ist, ah, wir fangen gerade erst an oder wir legen mal los, und 10 ist fertig, danke, glaubst du, sind wir im Moment gerade? #00:06:08.1#

 

Hannah Strobel: In der Gesellschaft in Deutschland oder da, wo du auch immer sitzt? Was denkst du? #00:06:14.3#

 

Stefan Schmugge: Gerne beides, sowohl Gesellschaft, also im Privatbereich, als auch im gesellschaftlichen beziehungsweise im wirtschaftlichen Bereich. #00:06:23.4#

 

Hannah Strobel: Wenn man auf Deutschland guckt, es ist schwierig zu sagen, weil wir sehr große Pioniere haben, die wahnsinnig fortschrittlich sind, auch schon seit Jahrzehnten, und gleichzeitig aber einen starken Mittelstand haben, der noch viel Veränderung braucht. Und deswegen würde ich im wirtschaftlichen Bereich es auf eine 3 einschätzen und im gesellschaftlichen Bereich ist es die Frage von Bewusstsein und in den letzten zwei, drei Jahren, vielleicht sogar auch fünf Jahren, ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, ist das Bewusstsein für Digitalisierung ein wesentlicher Faktor in der Veränderung der Gesellschaft gewesen, und deswegen würde ich es auf jeden Fall höher einschätzen, auf eine 6 oder 7. #00:07:01.7#

 

Stefan Schmugge: Super! Danke dir. #00:07:03.5#

 

Roland Schäffer: 3 klingt jetzt nicht so gut, aber nichts ist so beständig wie der Wandel, wie man sagt. Und diese Organisation, diese Unternehmen sehen sich auch mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Mir fällt direkt ein, wenn man in Richtung Berlin blickt, die Start-ups Stadt schlechthin, vielleicht adaptieren die schon relativ viel von dieser neuen digitalen Welt, im Gegensatz zu diesen kleinen und mittelständischen Unternehmen, von denen du gerade sprichst, wo oftmals noch der Ruf herrscht von viel Bürokratie, viel Verwaltung, KPIs, die auch ein bisschen veraltet sind und Forecasts. Wieviel Sinnhaftigkeit steckt denn noch in diesen KPIs, in dieser Bürokratie, in dieser Verwaltung? #00:07:46.1#

 

Hannah Strobel: Das Wichtigste ist, glaube ich, bin ich der Überzeugung, nicht auf die KPIs zu gucken und auf die Bürokratie, die mittelständische Unternehmen ausmachen, sondern auf die Werte. Und das haben wir in den letzten Jahren mit unseren Unternehmen ausgearbeitet und zu schauen, was sind eigentlich für Werte in Unternehmen. Und viele traditionelle Werte wie Familie, wie Loyalität, wie Verantwortung übernehmen für sein eigenes Handeln, das sind alles Werte, die sehr traditionell sind, aber gleichzeitig hochmodern und sehr gut zu der jungen Generation passen, die in den Arbeitsmarkt drängt. Und wenn sich die mittelständigen Unternehmen darauf konzentrieren und sagen, wie gestalten wir eigentlich diese Werte aus, die uns immer noch wichtig sind und die sich vielleicht nicht einem Wandel unterziehen, sondern die beständig bleiben, und wie modernisieren wir diese Werte, dann schaffen wir Veränderung. Und der Fokus auf Bürokratie und KPIs zu legen, sehe ich gerade nicht oder sehe ich nicht als relevant an. #00:08:47.5#

 

Roland Schäffer: Stark! Dieser Fokus auf Werte und wie Werte transformiert werden können, das ist natürlich superspannend. Jetzt will ich ein bisschen zurückgreifen. Du hast gesagt, dein Unternehmen oder das Unternehmen, in dem du arbeitest, das ist ja die NELA. Was ist denn die NELA? Kannst du uns da ein bisschen einführen? #00:09:02.3#

 

Hannah Strobel: Voll! NELA steht für Next Economy Lab und wir sind nicht nur ein Thinktank, sondern ein Think & Do Tank aus Bonn in NRW und sind noch ein relativ kleines Unternehmen beziehungsweise Organisation mit zehn Angestellten. Und wir fokussieren uns auf zwei Sachen, einmal, wir realisieren Projekte vor allem in Kombination und Partnerschaft mit Unternehmen, wo wir genau das machen, wieso wir auch heute hier sind, zu überlegen, wie sieht ein zukunftsfähiges Unternehmen aus. Und forschen dahingehend auch innovative Konzepte, wir fragen: Wie kann das mit der Kommune funktionieren? Wie kann die ganze Gesamtgesellschaft einfach einen Beitrag dazu leisten, dass wir sozial, gerecht und ökologisch werden? Und das Zweite ist ganz klassisch, dass wir unsere Unternehmen unterstützen mit unseren Erfahrungen, die wir selbst gemacht haben. Also wir sind agil organisiert und leben eine kollegiale Führung. Und das heißt, wir haben keine klassische Geschäftsführung, wir organisieren uns in Wirkungskreisen. Und das ist ganz viel Know-how, was wir in uns tragen und nach außen tragen bei den Unternehmen, und die davon profitieren können. Und in einem letzten Schritt bringen wir Unternehmen mit Unternehmen zusammen. Das heißt, wir schaffen Räume, wo sich Nachhaltigkeitspioniere, vielleicht schon alteingesessene Hasen und junge Nachhaltigkeitspioniere, aber auch die, die nachhaltig werden wollen, zusammentreffen und voneinander lernen können und vielleicht auch eine gemeinsame Vision entwickeln, was eigentlich in zukunftsfähigen Unternehmen ist. #00:10:40.6#

 

Stefan Schmugge: Sehr nice! Vielleicht können wir genau, was das angeht, nämlich eure Inhalte, eure Projekte, eure Arbeit bei NELA noch ein bisschen ins Detail gehen hast. Hast du ein Beispiel für uns, damit man das ein bisschen besser fassen kann, wie genau ihr da arbeitet? #00:10:54.6#

 

Hannah Strobel: Absolut! Das ist einerseits unser Projekt „Generation, Dialog der Nachhaltigkeitspioniere“, wo wir mit zehn Unternehmen von alten Hasen der Nachhaltigkeitspioniere wie WELEDA, vielleicht kennt ihr die Shampoo-Hersteller, und jungen Nachhaltigkeitspionieren wie Einhorn, die die Kondome herstellen, zusammen Konzepte entwickeln, wie zukunftsfähiges Wirtschaften aussehen kann. Und in diesen Formaten, das sind relativ spannende Austauschformate, das kann von Führungskräfte-Austausch gehen bis Workshopformate, wo wir uns gegenseitig unsere Verletzungen zeigen, also sehr intim, alles bedeuten. Und daraus ziehen wir Schlüsse und veröffentlichen eine Broschüre, die anderen Unternehmen einfach darin unterstützen soll oder bestärken soll, nachhaltig zu werden. #00:11:47.0#

 

Stefan Schmugge: Schön! Danke für den Einblick! Beim Thema gegenseitig Verletzungen zeigen fällt mir sofort diese Szene aus Lethal Weapon ein, wo der eine sagt „Guck mal, ich habe hier eine Wunde von einer Patrone“, sagt er „Ah, das ist noch gar nichts, ich habe hier eine Schrotwunde, guck mal hier, die sieht viel cooler aus“. Vielen Dank! Ich habe noch eine weitere Frage, und zwar habe ich ein bisschen recherchiert und ihr schreibt euch 3 verschiedene Bereiche auf eure Fahne, nämlich einmal das Thema Klimapositivität, dann das Thema nachhaltige Organisation und zukunftsfähiges Arbeiten. Kannst du da noch was zu sagen beziehungsweise das ein bisschen mehr ausführen, warum das bei euch so krass im Fokus steht? #00:12:31.4#

 

Hannah Strobel: Absolut! Wir hätten uns auch beispielsweise Klimaneutralität auf die Fahne schreiben können, so wie es grad alle tun. Wir wollen aber positive Konnotationen schaffen über Klimapositivität. Also es reicht nicht aus, nur Emissionen zu kompensieren, was viele Unternehmen gerade tun, und sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, sondern zu begreifen, dass wir alle Teil eines funktionierenden Ökosystems sein müssen. Und das hängt vorwiegend von einem stabilen Klima ab. Und jede Organisation und jedes Unternehmen muss seinen Beitrag dazu leisten. Das bedeutet nicht, einen Baum zu pflanzen, das ist schön und gut, sondern wirklich an den Kern seiner Organisationsform, an der Unternehmensform dran, an den Produkten dran, wie sieht das Produkt der Zukunft aus, gibt es überhaupt noch Produkte oder gibt es vielleicht nur Sharing-Konzepte? Das ist alles gerade in Frage und im Wandel. Und Klimapositivität setzt da einfach ein Zeichen, dass wir sagen, wir wollen Dinge von Grund auf neu denken, wir wollen einen positiven Beitrag für das Klima schaffen und nicht nur kompensieren, damit das Klima stabil bleibt. Und das Zweite sind nachhaltige Organisationen, das spielt auf jeden Fall schon da mit rein. Das heißt, wir haben die strukturelle Ebene Klima, ökologisch, nachhaltig, und wir sind der Überzeugung vor allem oder haben auch die Erfahrung in den letzten drei Jahren gemacht, dass das nur zu erreichen ist mit Menschen, die Bock haben auf Nachhaltigkeit. Es ist so einfach, Nachhaltigkeit soll Spaß machen und kein lästiges Thema sein. Das heißt, man soll nicht drüber nachdenken, ab ich Fleisch essen darf oder nicht, sondern empowert zu werden, selbst nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Dahingehend begleiten wir Unternehmen und überlegen: Was bedeutet das für mich? Was ist eine nachhaltige Organisationsform? Und dahingehend auch zu überlegen: Was bedeutet das für ein zukunftsfähiges Arbeiten? Das ist unser dritter Aspekt, das heißt: Wie schaffe ich nachhaltige Innovationen? Wie schaffe ich neue Produktionsformen? Wie schaffe ich einen Arbeitsplatz, wo Mitarbeiter motiviert und produktiv arbeiten können? Und das ist so eine Dreifaltigkeit, als wir haben die strukturelle Ebene, wir haben die Organisationsform und dann gucken wir ganz genau, wie arbeiten wir eigentlich zusammen. Und das lebt in Unternehmen, sowohl im Unternehmen als auch im gesellschaftlichen Bereich diese Dreiformel. #00:14:47.7#

 

Roland Schäffer: Jetzt sind wir in Deutschland ein Land, wo ich mal mich ein bisschen vorlehne oder sage, hey, wir sind nicht unbedingt die Leute, die sich jetzt direkt immer sofort mitreißen lassen, wir sind nicht direkt „Klatsch“ und sagen „Yeah!“, das ist neu, das ist Empowerment, empowere mich, das ist supergeil. Würdest du sagen, so im internationalen Vergleich, dass es schwieriger ist in Deutschland als zum Beispiel in den USA, die Leute auf so eine Empowerment-Reise mitzunehmen? Oder ist das einfach ein Aspekt der Generationen? #00:15:20.2#

 

Hannah Strobel: Ich bin nicht der Überzeugung, dass es eine Generationsfrage ist und auch keine kulturelle Frage, sondern die Deutschen haben wunderbare Werte, worauf ich eben schon angespielt habe, die vereinbar sind mit nachhaltigem Wandel und Empowerment. Und die Frage ist: Wovor haben wir Angst? Egal ob in Amerika oder in Deutschland. Wir müssen an die Ängste ran. Also warum habe ich Angst mich zu verändern? Warum habe ich Angst in die Zukunft zu blicken? Warum habe ich Angst die Veränderung zu tragen, die vielleicht am Anfang wehtut, aber am Ende der Erfolg bleibt oder bringt? #00:15:56.3#

 

Stefan Schmugge: Jetzt würde mich eine Sache interessieren. Wir haben verstanden, ihr bringt neue, dynamische Start-up Companies mit großen, schweren Tankern zusammen, sag ich mal, und die können voneinander lernen beziehungsweise sie können sich austauschen. Ist das in dem Falle immer nur so ein Initialkickoff und danach kann der Tanker allein weiterarbeiten? Oder ist das wirklich eine Begleitung über mehrere Monate, Quartale, Jahre hinweg? #00:16:24.0#

 

Hannah Strobel: Genau! Also es ist kein Initialmoment, sondern es ist einfach da, Nachhaltigkeit und agile Organisationsformen, sondern wir begleiten das Projekt bis auf zwei Jahre ausgelegt, das heißt, wir behalten sie mehrjährig und treffen uns immer wieder im Turnus online wie physisch. Und die Partnerschaft sozusagen, also wir sehen uns immer so, es ist wie so ein Berg und wir sind die Bergführer und es gibt die Macher, die gerne nach vorne treiben wollen, und dann gibt es Menschen, die empfänglich genau für diese Veränderung sind und die gerne den Weg mittragen wollen. Wir sind da die Bergführer, die sozusagen den Anstoß geben und sagen, der Weg geht hier lang, die Richtung geht da lang, wir schaffen Räume, dass ihr euch begegnen könnt. Und wenn wir ganz oben sind, also wenn es wirklich vielleicht sogar schmerzt, wenn man den Berg besteigt, ich weiß nicht, ob ihr schon mal wandern wart, dann tut‘s auch irgendwann richtig weh, aber trotzdem geht man weiter und ist der Überzeugung, da oben wartet etwas Großartiges. Wir begleiten bis zum Höhepunkt und hoffen dann aber auch, dass sie den Weg zurückfinden und dass die Partnerschaft bestehen bleibt und dass sie etwas institutionalisiert haben, was uns besonders wichtig ist, nämlich Kooperation. Wir setzen uns für eine Unternehmensform ein, die weggeht von Konkurrenzgedanken hin zu Kooperationen. Und die versucht, das im Mittelpunkt zu stellen, was uns allen wichtig ist, nämlich eine Gesellschaft, die tragfähig ist, sozial sowohl als auch ökologisch. #00:17:59.7#

 

Stefan Schmugge: Schön! Ein sehr schöner Weg, den ihr begleitet, aber auch ein sehr schönes Bild, dass man wegkommen muss von diesem, ah, mit denen können wir nicht reden, das sind eigentlich Konkurrenten, hin zu, was können die eigentlich, was können die uns bieten und was können wir im Gegenzug dazu zurückgeben. Finde ich schön. Sehr gut! #00:18:15.1#

 

Hannah Strobel: Und was ich noch hinzufügen möchte, ist das klassische, ist ja die Argumentation: Ja, aber dann verlieren wir Geld. Das ist aber nicht der Fall, weil so viele Unternehmen sind auch in Deutschland, man mag es kaum glauben, auf dem Weg der Nachhaltigkeit, und sie gehen so oft den gleichen Weg: Wie ermittele ich, wie nachhaltig ich bin? Bedarfsanalyse. Was habe ich für Nachhaltigkeitspotentiale? Was habe ich für Digitalisierungspotentiale? Und alle machen gefühlt das Gleiche, aber in ihrem eigenen Kämmerlein. Wenn man das einfach teilen würde das Wissen und die Praxiserfahrungen, die Herausforderungen und die Probleme, dann spart man sich Geld, Leute. Ich sag‘s euch Unternehmen, es spart Geld, wenn ihr den anderen mal fragt „Hey! Wie habt ihr das denn gemacht?“. Dann müsst ihr keinen Prozess und keinen Berater in das Unternehmen reinholen, sondern es wird dir gesagt, wie es gut läuft und wie es produktiv laufen kann und was die Herausforderungen darin sind. Das ist so eine Kernerkenntnis, die wir durch dieses Projekt gewonnen haben. #00:19:14.6#

 

Stefan Schmugge: Ein schöner Appell, ein schöner Zeigefinger. Und ich glaube, beim Thema „Achtung, spart Geld!“, haben wahrscheinlich auch viele jetzt zugehört in dem Moment. Sehr schön! Wir verlassen den Bereich. Danke für die Vorstellung von NELA, danke für das Mitnehmen, was ihr da genau treibt. Wir kommen zu einem weiteren Thema, was wir gerne aufmachen wollen, nämlich das Thema digitale Arbeitsorganisationen. Was wir inzwischen wissen oder anders, was jeder inzwischen weiß, Digitalisierung verändert nachhaltig die Art und Weise, wie gearbeitet wird, wie wir arbeiten, wie die Arbeitswelt funktioniert, wie Unternehmen miteinander arbeiten. Auf der einen Seite ermöglicht das digitale Arbeiten den Unternehmen mehr Flexibilität, Dezentralisierung, wir alle kennen diese Punkte. Es ist aber trotzdem so, dass der Blick zwangsläufig irgendwann auf die darunter liegende Arbeitsorganisation fällt und geguckt wird, klappt das noch mit der Art und Weise, wie wir aufgestellt sind oder klappt das nicht. Ihr habt eine interessante Publikation gemacht auf eurer Webseite. Ihr sagt nämlich: 87 % der Nachwuchskräfte wünschen sich sinnstiftende Arbeit. Schon mal der erste Punkt, der wichtig ist, wenn ich so eine Organisation neu aufbauen will. Und 89 % brauchen oder wünschen sich flexible Organisationsstrukturen. Ich würde mich freuen, wenn wir genau zu dem Thema noch mal einsteigen und sagen: Wie geht denn jetzt ein traditionelles, du hast vorhin gesagt, klassisches mittelständisches Unternehmen, genau mit solchen Wünschen in Bezug auf die Zukunft um? #00:20:56.3#

 

Hannah Strobel: Vor drei Jahren hätte ich auf jeden Fall gesagt, dass sich Unternehmen damit schwertun, weil sie einfach selbst in starren Strukturen stecken und die Top-Down-Hierarchie einfach eine Machterhaltung ist von Menschen, die gerne befehlen wollen. Und das passt einfach nicht zu den Bedürfnissen junger Menschen. Ein kleiner Side Fact eigentlich, weil wir die ganze Zeit auch von Start-ups reden: Nicht jedes Start-up ist agil organisiert, sondern wir haben die Erfahrung gemacht, dass da auch sehr viel Hierarchie herrscht und sehr viel top-down geht. Und ich vielleicht mal so ein bisschen die Lanze breche für mittelständische Unternehmen, die zwar vielleicht sehr behäbig wirken, aber sehr nachhaltig wirtschaften, sonst gäbe es sie ja nicht mehr so lange. Was wir gemacht haben, das hatte ich eben schon mal erwähnt, ist, wir fokussieren uns da auf die Werte, um zu sagen: Was ist eigentlich die gemeinsame Basis der jüngeren Arbeitskräfte und der älteren Arbeitskräfte, aber auch der Führungskräfte? Also was ist unsere gemeinsame Basis, wie wir zusammenarbeiten wollen? Und spannender Weise unterscheiden sich diese Anforderungen gar nicht. Das heißt, ich möchte einen produktiven Arbeitsplatz haben, ich möchte glücklich sein, wenn ich arbeite. Ich möchte nicht allzu viel Stress haben. Und wenn man diese gemeinsame Basis geschaffen hat, ist es an dem Unternehmen zu sagen: Wie gestalten wir diese Basis aus? Ein gutes Learning von unserem Workshop ist es, die Menschen dahingehend zu begleiten, die Veränderung anzunehmen. Und das fehlt traditionellen Unternehmer*innen wie so einer klassischen Führungskraft, die immer gesagt hat, wo es lang geht, sehr schwer. Was da hilft, ist, Abschied zu nehmen und die Erfolge zu feiern, also zu sagen: Hey! Das Unternehmen hat uns 25 Jahre mehr als genug Wohlstand gebracht, aber es knirscht an allen Seiten durch die Digitalisierung, durch die Nachhaltigkeit, es stößt an seine Grenzen diese Organisationsstruktur. Das ist überhaupt nicht schlimm, sondern das ist ein gängiger Prozess in unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Wenn wir diese Erfolge feiern und wertschätzen, was war, dann sind die Menschen und vor allem die klassischen Unternehmer*innen bereit, neue Wege zu gehen. Das ist unser größtes Learning in unseren Workshops. #00:23:17.3#

 

Roland Schäffer: Hannah, jetzt hast du gesagt, Unternehmen feiern ihre Erfolge. Diesen weg, den du mit denen gehst und dieses Abschiednehmen und was Neues anzufangen, wie nachhaltig ist das? Hat das noch nach einem Jahr Bestand? Wie schwer werden solche Unternehmer*innen rückfällig, in diese alten Muster wieder zu verfallen? #00:23:38.2#

 

Hannah Strobel: Es ist auf jeden Fall ein Trial & Error Prinzip und das heißt, man macht auf jeden Fall Fehler und Rückschritte, um wieder Fortschritte zu machen. Wichtig ist, dass man an den Kern der Organisationsstruktur geht. Es ist, ich kann das nicht oft genug sagen, die Frage: Wie wollen wir in dem Unternehmen zusammenarbeiten? Uns die immer und immer wieder stellen, diese Frage. Wenn das bedeutet, wir haben jetzt uns von allem Alten verabschiedet, dann ist das super, dann braucht‘s das nicht mehr, aber immer und immer wieder jedes Jahr neu die Frage zu stellen: Passt unsere Organisationsstruktur zu dem, wie wir arbeiten wollen? Wenn man sich diese Frage als Leitprinzip nimmt in den Jahren der Entwicklung, die uns bevorstehen, halte ich das für sehr nachhaltig. #00:24:21.9#

 

Roland Schäffer: Dann kommt also auch der Wandel, wenn man immer wieder drüber nachdenkt. Jetzt hat Stefan am Anfang angesprochen zu flexiblen Arbeitszeitmodellen und Arbeitsorganisationen. Wie sieht denn so eine flexible Arbeitsorganisation aus? Was muss ich mir darunter vorstellen? #00:24:38.2#

 

Hannah Strobel: Das ist für jedes Unternehmen und jede Organisation unterschiedlich. Deswegen kann ich nur für uns sprechen. Für uns bedeutet das nicht, keine Hierarchie zu haben und keine Führung zu haben, wie man vielleicht annehmen könnte. Wir haben sowohl Hierarchie, wir haben sowohl Führung. Die Frage ist, wie wir führen und wie wir entscheiden und wie wir das formalisieren, also verschriftlichen. Jedes Unternehmen, das wir begleiten, lechzt danach, Organisationsprinzipien zu haben, also ein Format, das klärt und verschriftlicht und von allen abgesegnet und beteiligt, wie wir zusammenarbeiten. Wenn wir jetzt von unserer flexiblen Arbeitsstruktur ausgehen, dann organisieren wir uns in Wirkungskreisen, das heißt, rollenbasiert hat jemand immer eine Führungsverantwortung innerhalb eines Projektes. Das heißt, wir haben keine klassische Geschäftsführung, die alles unterscheidet, sondern für jedes Projekt und jede Governance-Aufgabe, beispielsweise Finanzen, kommen Leute wie in so einem Schwarm zusammen und jemand trägt dort die Verantwortung und trifft die Entscheidungen. Natürlich immer auch konsensbasiert, wenn möglich, aber letztendlich trägt eine Person dort immer die Verantwortung. Wenn wir das formalisieren und verschriftlichen, also wir haben sogenannte Codes, Anleitungen, wie man führt, Anleitungen, wie man die und die Rolle, beispielsweise Finanzen, ausgestaltet, oder die Personalrolle, dann ist keine Aufgabe mehr personenbezogen. Das heißt, jeder Mensch ist in einer Organisation ersetzbar. Das wiederum bedeutet, dass ich heute oder mal drastisch gesprochen diese Woche die Personalrolle innehaben kann, aber nächste Woche die Finanzrolle innehaben kann. Das ermöglicht eine Wahnsinns-Flexibilität. #00:26:25.0#

 

Roland Schäffer: Aber ermöglicht das nicht auch einen enormen Wissensverlust dann? #00:26:28.4#

 

Hannah Strobel: Und deswegen sind wir heute bei Dell Podcast, nämlich Technologisierung und Digitalisierung schaffen transparente Informationsverteilung. Das heißt, jedes Wissen, was wir in unserer Organisation haben, und jedes Wissen, was ich habe und in die Organisation mit reinbringe, ist digitalisiert und in irgendeiner Art vorhanden. Das heißt, Wissen geht nicht verloren. #00:26:48.1#

 

Stefan Schmugge: Das heißt, ich bin jetzt mal ein bisschen zynisch, baue da jetzt noch drauf auf und sage: Also eigentlich brauche ich dann nur sowas wie eine Kollaborations-Plattform, ich brauche ein bisschen Technik, ich brauche ein bisschen Homeoffice, ich brauche ein bisschen mobiles Arbeiten und zack ist das Thema Digitalisierung gelöst. #00:27:03.7#

 

Hannah Strobel: Ja, wenn das so schön wäre. Wenn es so einfach wäre, dann auf jeden Fall. Aber ist es leider nicht. Weil wer macht die Veränderung, wer macht Digitalisierung, wer macht Technologisierung? Das sind Menschen. Menschen brauchen Anleitungen, wie sie diese digitalen Tools nutzen müssen. Was bringt uns das, wenn wir eine tolle IT oder Homeoffice haben, wenn die Mitarbeitenden dauernd nicht gut arbeiten oder frustriert sind? Gar nichts. Also wir müssen begreifen und zu dem Punkt kommen: Was sind die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und was ist mein Bedürfnis als Führungskraft? Weil das ist für den Unternehmenserfolg entscheidend. Wenn es das Bedürfnis der Mitarbeitenden ist, Homeoffice zu machen, dann go for it. Und dann bietet das enorme Chancen, Vertrauen und Eigenverantwortung zu lernen. Aber wenn es nicht das Bedürfnis ist, dann kann es auch keinen Erfolg haben und dann können auch Tools, die du gerade genannt hast, keinen Erfolg haben. Bei uns, wir arbeiten, ich weiß nicht, wie es bei euch ist, das würde mich ja schon interessieren, wir arbeiten mit fünf digitalen Tools zusammen, und das ist auf jeden Fall eine Cloud, also Speicherung von Arbeitsergebnissen ist superrelevant, ein Projektmanagement-Tool, wo genau die To-dos gemanagt werden, ein Videokonferenz-Tool, ein Mail-Account oder ein Kollaborations-Tool wie Mural oder Docks. So dass wir da auch immer noch kreativ online uns ausleben können. #00:28:24.5#

 

Stefan Schmugge: Zynik-Modus wieder aus. Jetzt hast du einige Strategien, Ideen, Lösungen genannt, mit denen ihr arbeitet. Wenn du jetzt aber einem großen Unternehmen, was gerade erst auf dem Startpunkt der Digitalisierung ist, eine innovative Variante, Lösung, Veränderung empfehlen müsstest, welche wäre das? #00:28:45.0#

 

Hannah Strobel: Auf jeden Fall ein digitales Projektmanagement-Tool. Das schafft einfach Transparenz, die es braucht, um ein zukunftsfähiges Unternehmen zu haben. Also dass für jedes Projekt To-dos angelegt werden und abgehakt werden können und Wissen dort geteilt werden kann im Projektmanagement-Tool, und die Kommunikation komplett über dieses Projektmanagement-Tool laufen kann, also wenig E-Mails, das ist ein wahnsinniger Produktivitäts-Booster und Arbeitserleichterung. Ich weiß, viele Unternehmen sträuben sich manchmal, solche Projektmanagement-Tools einzusetzen, weil sie Angst haben, es verliert sich oder es verliert sich irgendetwas, aber das ist mein Rat, tut es, traut euch, holt euch Schulungen, wenn ihr Lust habt, aber diese transparente Informationsverteilung macht es möglich, Homeoffice gut zu bewältigen, Eigenverantwortung zu stärken und beste Arbeitsergebnisse zu erzielen. #00:29:41.0#

 

Roland Schäffer: Transparenz und eigenständiges Arbeiten sind beides digitale Kompetenzen. Und diese digitalen Kompetenzen benötigt man auch, um in der heutigen Arbeitswelt oder als Unternehmer, Unternehmerin erfolgreich am Markt zu bestehen. Dieses frühe Erlernen von digitalen Kompetenzen, das kann sich positiv auf die Akzeptanz von technologischen Anwendungen in Organisationen auswirken. Das hat der Arbeitsmarkt 2030 geschrieben im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Wie steht es in Deutschland aus deiner Sicht mit diesem Entwicklungspotenzial und den digitalen Kompetenzen? #00:30:17.4#

 

Hannah Strobel: Meine Devise ist, so viele digitale Tools wie nötig und so viele wie möglich. Wenn man weiß, welche Tools man hat als Unternehmen, dann kann man digitale Kompetenzen bei Mitarbeitern fördern. Wenn wir jetzt gesamtgesellschaftlich blicken, dann habe ich letztes Jahr Schulungen für Schulen gegeben, pro bono natürlich, wo wir genau versucht haben, die Lehrer zu empowern, die digitale Kompetenz der Schüler*innen zu stärken. Weil da durch Corona halt nur Online­-Formate möglich waren, war das ganz spannend, dass wir anstatt digitale Kompetenz zu stärken soziale Kompetenz stärken mussten, also Soft Skills. Das heißt: Wie wende ich digitale Tools richtig an? Wie mache ich die erlebbar? Wie wird trotzdem ein Teamgefühl möglich durch Digitalisierung und Technologisierung? Deswegen ist es für mich nicht eine Frage von digitaler Kompetenz, sondern was für soziale Kompetenzen müssen wir stärken, um gut mit der Digitalisierung umzugehen? #00:31:24.2#

 

Stefan Schmugge: Sehr schönes Statement! Danke dir, Hannah! Ich möchte gern, wir sprechen schon so lange über Digitalisierung, ich möchte das Thema Digitalisierung nochmal nehmen, weil es oft in so einem Zwiespalt steht oder es wird darüber gestritten. Die einen sagen, ah, Digitalisierung ist eigentlich nur ein schöneres Wort für, ich verdichte Arbeit, ich erhöhe Produktivität und erhöhe damit Umsatzmarge und Gehälter von Unternehmen. Das ist die eine schwarze Seite, dunkle Seite der Macht. Die Jedi-Seite der Macht könnte aber auch sein, dass ich Digitalisierung nutze, um zum Beispiel rücksichtsvoller gegenüber Beschäftigten, Mitarbeitern oder aber auch Umwelt zu sein. Was ist da genau deine Seite dieser beiden Welten? #00:32:15.6#

 

Hannah Strobel: Ich begreife so Digitalisierung und Technologie schon als Katalysator, also der Wandel von Organisationen enorm beschleunigen kann, weil einfach Wissen und Forschungsergebnisse auf globaler Ebene, also im globalen Kontext, schneller verfügbar sind und einfach Produkte und Sphären, die wir uns vor 10 Jahren, 20 Jahren gar nicht ausmalen konnten, möglich werden lassen. Trotzdem möchte ich die Lanze dafür brechen, auch noch mal dahingehend, was ich eben zur sozialen Kompetenz gesagt habe: Wer macht diese Innovationen, wer macht den Wandel? Das sind Menschen. Sie müssen halt in die Lage versetzt werden, Digitalisierung so zu benutzen, dass sie für einen guten Zweck, wenn man das mal ein bisschen plakativ formulieren möchte, benutzt werden. Das ist ein ganz entscheidender Faktor, nämlich dass Digitalisierung Mittel zum Zweck ist und nicht Selbstzweck. Wenn wir diese Einordnung schaffen und die moralische Einordnung auch, also nicht alles, was Digitalisierung ist, glänzt sozusagen, sondern wirklich zu überlegen, wozu brauchen wir Digitalisierung und wozu kann auch die Digitalisierung im Bereich Nachhaltigkeit dienen? Das ist ja immer nicht per se nachhaltig. Also nur, weil wir Homeoffice machen, ist es nicht per se nachhaltig. Finde ich trotzdem, dass es eine Beschleunigung für Wandel bedeutet und das ist für mein ungeduldiges Wesen auf jeden Fall entscheidend. #00:33:44.7#

 

Stefan Schmugge: Da hätte ich noch eine ungeduldige Nachfrage, wenn ich darf. Jetzt hast du das beschrieben mit diesem Thema Feenstaub, Digitalisierung, Umwelt. Hast du noch mal ein greifbares Beispiel für uns von Unternehmen, wenn du darüber sprechen darfst, wie die das Thema umweltbewusstere Digitalisierung angewandt haben? #00:34:04.4#

 

Hannah Strobel: Ganz klassisch ist es, dass man Produkte, digitale Produkte, die man benutzt, auf ihre Ökologie hin überprüft. Und ein Stichwort ist auf jeden Fall digitale Suffizienz, die immer weiter verbreitet ist in Unternehmen, zu überlegen, wo ich auch eben schon hin hingedeutet habe, dass so viel Digitalisierung benutzen wie nötig, aber so wenig wie möglich. Und zu überlegen, dass, nur weil wir jetzt googeln, weil das schneller geht und das vielleicht unsere Arbeitsproduktivität maximiert, bedeutet das nicht, dass es per se nachhaltig ist. Und das versuchen Unternehmen, die wir begleiten, zu verinnerlichen. Und zuschauen, wie kann ich Digitalisierung und vor allem aber auch Technologie nutzen, um meine Produkte effizienter zu gestalten, meine Produkte ökologischer zu gestalten und auch abzuwägen, wie verhält es sich mit sozialer Nachhaltigkeit? Benutze ich digitale Suffizienz, bedeutet gleichzeitig auch zu gucken, behalte ich meine Arbeitskraft oder Digitalisierung, und ersetze ich diese Arbeitskraft. Diese Diskussion überhaupt erst mal zu führen in dem Unternehmen und zu überlegen, wie benutze ich Digitalisierung, das fehlt vielen Unternehmen. Auch in die Diskussion mit Mitarbeitern damit zu gehen, das fehlt vielen Unternehmen. Und dafür möchte ich eine Lanze brechen. #00:35:33.7#

 

Roland Schäffer: Sehr spannend! Du sprichst da drüber, über soziale Nachhaltigkeit in Verbindung mit digitaler Nachhaltigkeit. Jetzt ist es oftmals noch so, dass das Wirtschaftswachstum das Maß aller Dinge ist. Obwohl schon eigentlich sehr lange klar ist, dass das BIP kein guter Indikator für Wohlstand und Lebensqualität per se ist. Das habt ihr auch kürzlich getwittert, daher habe ich das. Was sind denn aus deiner Sicht gute Indikatoren für diesen Wohlstand und Lebensqualitäts-Index? #00:36:03.6#

 

Hannah Strobel: Meine kitschige Vorstellung von Unternehmen oder einer Wirtschaftsform ist eine sehr ursprüngliche, und zwar Wirtschaften bedeutet oder war früher, für den Haushalt sorgen. Und genau das wünsche ich mir von Unternehmen, also dass Unternehmen für die Gesellschaft und für den Wohlstand der Gesellschaft wieder sorgen und dass sie das in den Mittelpunkt ihres Wirtschaftens stellen. Das bedeutet, dass wir mit den Unternehmen schaffen, soziale Gerechtigkeit innerhalb ökologischer Grenzen zu sichern. Wenn das unsere Leitprinzipien sind, dann können wir schauen, mit welchen Indikatoren können wir das messen? Das bedeutet, sich auch die Frage zu stellen: Wem gehört das Unternehmen und muss es überhaupt noch getrieben von Wachstum sein oder kann es wachstumsunabhängig sein und nicht mehr den Shareholdern gehören, denen es gehört, und deswegen ist es eine wachstumstreibende Kraft. Das sind alles Fragen, die sich Unternehmen stellen müssen und indikatorspezifisch auf ihr eigenes Unternehmen anwenden müssen. #00:37:02.6#

 

Roland Schäffer: Das ist ein superspannendes Thema, Hannah, dass du sagst, soziale Nachhaltigkeit und digitale Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Das ist eine prima Überleitung für ein weiteres Thema, das wir uns heute auf der Fahrt auf die Fahne geschrieben haben, und zwar nachhaltige Arbeitsorganisationen. Da gibt’s eine Meta-Studie von Greenpeace „Jobmotor Klimaschutz – Beschäftigungseffekte durch ambitionierten Klimaschutz“. Und die haben 25 Klimaschutzstrategien für Deutschland aus 12 Studien analysiert. Bis 2030 wirken sich diese Studien demnach durchgehend positiv auf Wirtschaft und Arbeitsplätze aus. Woher kommt dann diese Angst vor Veränderung in den Unternehmen? #00:37:46.0#

 

Hannah Strobel: Genau! Das ist eine berechtigte Frage. Wir befinden uns mitten im Wandel, der allumgreifend ist, und Gesellschaft, Wirtschaft und Strukturen und Werte sind der Veränderung unterlegen. Beschleunigt wird das Ganze noch durch die Digitalisierung. Wir merken individuell aber auch als Gesellschaft, dass die alten Wege nicht mehr funktionieren. Beispielsweise, dass hierarchisch organisierte Unternehmen der Komplexität der Wirtschaft und der Welt nicht mehr gewachsen sind. Oder: Dass Wirtschaftswachstum, wir hatten es eben, nicht mit unseren Klimazielen vereinbar ist und nicht mehr zum Erhalt unserer Lebensgrundlage passen. Das verunsichert und dass das Angst auslöst, ist verständlich. Warum wir Angst vor Angst haben, das ist mir nicht verständlich. Also wir leben in einer Gesellschaft, wo Angst haben per se negativ konnotiert ist. Eigentlich, Angst bedeutet, man möchte sich erhalten, man möchte die Kraft spüren, vielleicht seine ökologische, seine nachhaltige Lebensweise zu finden. Ich würde schon wieder dieses Bergsymbol oder die Bergmetapher wählen. Es fühlt sich an, als würde man vor einem Berg stehen und ein langer, unbekannter Weg scheint vor uns zu liegen. Und doch wissen wir nicht genau, was sich auf dem Weg verbirgt und was für Herausforderungen, was für Überraschungen, aber auch, was für Freuden oder Chancen wir haben. Auch vor allem im Bereich Digitalisierung, wieviel Spaß das uns gebracht hat, aber auch was für Herausforderungen. Wir wissen aber auch nicht, wie die andere Seite des Gipfels aussieht und mit wem wir dort leben werden, mit welchen Dingen wir da Zeit verbringen werden, wie das Unternehmen dort aussehen wird hinter dem Gipfel. Das ist das erste Mal jetzt im gesellschaftlichen Punkt, soweit ich denke, ihr könnt mich gerne korrigieren, da wissen wir oder da haben wir keine klare Vision von der Zukunft. Also es gibt keinen klaren, hundertprozentigen, ausgearbeiteten Plan von der Politik, von den Unternehmen, von der Wirtschaft, der gestochen ein scharfes Bild gibt, wie die Seite hinter dem Gipfel aussieht. Es gibt Ideen, es gibt Vorstellungen, es gibt einen Pool, es gibt unfassbar viele Nachhaltigkeitskonzepte, aber es gibt keine klare Vision, sondern die Vision muss das erste Mal von uns selbst, von jedem Einzelnen erarbeitet werden, und das müssen wir gemeinsam tun. Das ist eine Kraftanstrengung, die Angst machen kann. Deswegen kann ich verstehen, warum wir ängstlich sind. Und möchte aber noch mal betonen, dass Angst nicht per se negativ ist, sondern dass es auch sehr viel positive Potentiale beinhalten kann. #00:40:17.0#

 

Roland Schäffer: Jetzt sprichst du von einem Plan und einem Berg und von dem, was dahinter liegt, wenn ich in deiner Metapher mitsprechen darf. Ist das ein Appell, den ich ableiten kann an die Politik oder ist das ein Appell, der an die Unternehmen geht, oder ein Appell an die Bevölkerung? #00:40:32.7#

 

Hannah Strobel: Alles zusammen wäre doch wunderbar. Dann würde ein nachhaltiger Wandel wirklich funktionieren. Zu überlegen, wie kann ich als Unternehmen, wenn wir uns darauf fokussieren gerade mal, Vorreiter und Pionier in dieser Art von Wandel sein und wie kann ich, ohne auf die Politik zu warten mit ihren politischen Regulierungen, wie kann ich, wir hatten es eben, Bergführer sein, gemeinsam vorantreiben den nachhaltigen Wandel, und wie kann ich dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft zukunftsfähig wird. Wenn wir das in Unternehmen leben und wie viel Zeit verbringen wir unsere Lebenszeit als Arbeitszeit in der Arbeit, auf der Arbeit und was für einen Einfluss hat unsere Arbeit auf unser Leben? Einen wahnsinnigen, auch durch die Digitalisierung noch mehr. Wenn wir da schaffen, diese Vision zu haben einer nachhaltigen Welt, dann hat das wahnsinnigen Einfluss auf das Individuum. Und deswegen appelliere ich immer an Unternehmen, Vorreiter zu sein, weil sie so wahnsinnig viel Einfluss auf jedes einzelne Leben haben. Deswegen finde ich das besonders wichtig, dass wir die Unternehmen in die Verantwortung nehmen. #00:41:38.0#

 

Stefan Schmugge: Ich würde gern dein Bild und auch dein Wort Angst, was man sowohl negativ als auch positiv konnotieren kann, gerne nehmen, und so einen aktuellen Trend aufzeigen. Wir merken, glaube ich, dass um uns herum der Arbeitnehmer nicht unbedingt grad positiv in die Zukunft schaut. In Amerika spricht man schon von „The Great Resignation“, da schmeißen so viele Leute wie noch nie, in der Zeit, in der wir Arbeitslosenzahlen aufgenommen haben, schmeißen ihren Job hin und sagen „Ich mache was ganz anderes. Ich werde Koch, ich werde Prinzessin.“, was auch immer. Was glaubst du, woran liegt das?

 

Hannah Strobel: Ich glaube, das liegt an den Details, die wir nicht kennen und die sehr viele Unsicherheiten schüren. Vergleichbar ist das mit dem ersten Arbeitstag in einem neuen Unternehmen. Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war, beim neuen Unternehmen anzufangen, weil es bei dem anderen nicht gut lief oder ich mich nicht persönlich entwickeln konnte. Ich freue mich drauf, das Bewerbungsgespräch war super, es hat gewipt mit den Leuten, die dort sind. Und trotzdem gibt es viele Details, die ich nicht weiß: Komme ich mit allen Kolleginnen klar? Wie sieht die Arbeitsstruktur genau aus? Was sind die Stärken und Schwächen des Unternehmens? Und diese fehlenden Details verunsichern viele Menschen. Wir können nicht voraussagen, wie der Alltag einer klimagerechten, digitalen, nachhaltigen Gesellschaft aussieht. Was ist unsere erste Reaktion? Wegrennen. Deswegen geben viele Menschen auf und sagen „Wir machen was komplett anders, wir steigen aus. Ich möchte meine eigene Farm haben, wo ich mich selbst versorgen kann.“. Und dieser Angst zu begegnen, und das versuche ich auch mit meinen Workshops und mit unseren Workshops und mit unseren Beratungen, dieser Angst zu begegnen und zu sagen: Was macht die Angst eigentlich mit mir? Wie kann ich sie nutzen? Was liegt dahinter? Wie kann ich Strategien entwickeln, dass ich nicht sofort wieder wegrennen möchte? Das finde ich entscheidend. #00:43:31.8#

 

Roland Schäffer: Ich glaube, es gehört aber auch ein gewisser Mut dazu. Vielleicht ist es auch der Wunsch nach Nachhaltigkeit und nach Sinnhaftigkeit in ihrem Leben, der die Menschen dazu treibt, diese Jobs niederzuwerfen. Vielleicht braucht‘s da gar nicht den Mut, um die durchzustehen, vielleicht mehr Empowerment zu sagen (unv. #00:43:50.0# „You do you“?), wenn das der Weg für dich ist. Im Prinzip Nachhaltigkeit wurde bereits 1713 von einem lustigen Mann namens Hans Carl von Carlowitz am kursächsischen Hof formuliert. Es ging damals noch sehr darum, wie viel Holz wird geschlagen, und zwar nur so viel im Wald, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen kann. Also der Grundgedanke von Nachhaltigkeit. Diese Idee ist nicht wirklich aufgegriffen worden und war lange unbeachtet und erlangte dann erst im Laufe des 20. Jahrhunderts an Momentum und Aufmerksamkeit. Es ist eine große und breitgefächerte Frage, aber glaubst du, du hast einen Einblick da drin, warum wir als Menschen so oft denken, dass die Ressourcen der Erde unerschöpflich sind? #00:44:38.8#

 

Hannah Strobel: Meine spontane Antwort wäre, dass wir keine Vorstellung von dem Umfang der Ressourcen haben. Also wir besitzen keine Vorstellung davon, was endliche Ressourcen sind. Das ist das Erste. Und das Zweite ist, dass wir keine, noch nicht, keine direkten Konsequenzen spüren. Das heißt, wenn ich mein Schnitzel liebend gern esse, dann esse ich liebend gerne Schnitzel und es passiert nichts. Es passiert einfach nichts. Und natürlich hätte es Konsequenzen, die sind aber nicht erfahrbar für diese Menschen oder für uns Menschen hier vor Ort, vor allem in Deutschland. Das ist ein Grund oder das sind diese zwei Gründe, die mir als erstes einfallen. #00:45:22.8#

 

Roland Schäffer: Dafür, dass das die ersten zwei Gründe sind, die dir einfallen, bin ich gerade schwerst beeindruckt. #00:45:28.9#

 

Hannah Strobel: Das ist die Hauptsache. #00:45:29.6#

 

Stefan Schmugge: Respekt, Respekt! Jetzt kombiniere ich das mal mit einem Thema, was uns oft in der Wirtschaftspresse begegnet. Wir kennen das alle, der klassische ETF-Käufer links und rechts neben uns, aber auch die gute und immer bekannte Heuschrecke investiert immer öfter nicht nur in Unternehmen, die Profit bringen, sondern immer häufiger in Unternehmen, die mit dem Thema Nachhaltigkeit professionell und vielleicht auch zukunftsweisend umgehen. Da geht’s, glaube ich, nicht nur um den klassischen deutschen Unternehmer, der sagt, ab heute drucken wir nur noch auf ökologisch abbaubarem Papier und Kugelschreiber sind auch aus recyceltem Plastik, sondern da geht’s, glaube ich, um viel mehr noch. Hannah, aus deiner Sicht, wie sieht ein komplett nachhaltiges Unternehmen aus, heute oder morgen? #00:46:22.0#

 

Hannah Strobel: Ein nachhaltiges Unternehmen umfasst in seiner Nachhaltigkeit alle drei Bereiche: ökonomisch nachhaltig, sozial nachhaltig und ökologisch nachhaltig. Die Grundstrukturen sind für uns intern die Organisationsstruktur, geprägt durch Selbstorganisation, Wertschätzung, Vertrauen, auf dem Prinzip der kollegialen Führung aufgebaut. Die Mitarbeitenden werden als gesamten Menschen mit Bedürfnissen wahrgenommen. Und ein nachhaltiges Unternehmen sieht sich selbst als einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistend. Es bindet den eigenen Profit und speist on top Gewinne in die Gesellschaft ein. Das bedeutet, sie fördern soziale und ökologische Projekte. Es agiert selbstkritisch und entwickelt sich laufend fort. Das heißt, es ist ein permanent sich veränderndes Unternehmen, was nicht per se profitabel ist oder nicht in letzter Konsequenz profitabel ist und möglichst sozial nachhaltig, sowohl in seiner gesamten Wertschöpfungskette als auch für seine Mitarbeitenden. #00:47:16.9#

 

Stefan Schmugge: Eine schöne, allumfassende Beschreibung von einem zukünftigen, nachhaltigen Unternehmen. Danke dir! #00:47:24.4#

 

Roland Schäffer: Und wenn wir schon von zukünftigen nachhaltigen Unternehmen sprechen, wie sieht denn der Blick auf übermorgen aus, nicht nur morgen? Du arbeitest ja hauptsächlich mit kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wie werden denn diese Unternehmen dem Wandel begegnen können und werden zwangsweise Unternehmen auf der Strecke bleiben? #00:47:44.4#

Hannah Strobel: Ein Unternehmen von übermorgen sollte keine Angst mehr vor Veränderung haben. Es ist selbstorganisiert, dezentral und wertschätzend, und vor allem sich die Perspektive zu bewahren. Also: Was ist da neben mir? Was ist links, rechts neben mir? Wie kann ich mich verändern? Wenn man diese Weite in seinen Perspektiven verinnerlicht, was traditionelle Unternehmen oft nicht haben, dann hat für mich jedes Unternehmen die Perspektive, ein Unternehmen der Zukunft zu werden. #00:48:16.6#

Roland Schäffer: Eine schöne Perspektive. Jetzt wären wir nicht der Podcast Road to 2030, wenn wir nicht auch beleuchten würden, wie eine Organisation in 2030 aussehen könnte. Welche Aspekte werden sich am meisten wandeln in einer Organisation von 2030? #00:48:36.1#

Hannah Strobel: Für mich wird sich wandeln, wie wir führen, wie wir zusammenarbeiten und wie wir uns selbst auch als Organisation begreifen. Meine Hoffnung ist, und die ist vielleicht ein bisschen kitschig, dass wir uns als Teil eines natürlichen Kreislaufs verstehen und wir die Natur als das respektieren, was sie ist, und wir uns nicht als jemanden oder als Mensch und als Unternehmen dieser Natur bemächtigen, sondern ihr das geben, was sie braucht, um für uns eine nachhaltige Zukunft bereitzuhalten. #00:49:08.6#

Stefan Schmugge: Wenn Organisationen in 2030 so aussehen, dann freue ich mich sehr darauf. Danke dir! Wir möchten dich aber nicht rausschmeißen, weil das müssen wir gleich tun, weil unser Podcast dann leider zu Ende ist und wir mit dem Road to 2030 Mobil an der nächsten Ecke anhalten, aber wir hätten trotzdem noch eine persönliche Frage an dich. Am Ende des Tages ist die Aufgabe von NELA und von euch, mit Organisationen zu arbeiten und den entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, soziale und ökonomische Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, ihr nehmt jeden Tag extrem viel Kraft in die Hand, um Menschen zu überzeugen, ihren Status quo ein bisschen zu reflektieren und dann vielleicht einen neuen Impuls in eine andere Richtung zu geben. Woher nimmst du zum Beispiel persönlich die Kraft, das jeden Tag wieder aufs Neue zu tun und zu sagen „So! Jetzt wird gestatusquot und geimpulst“? #00:50:04.1#

Hannah Strobel: Das ist eine sehr gute Frage und ich wurde sie auch schon oft gestellt. Ich versuche mich dann immer daran zu erinnern: Was ist mein Initiationsmoment? Also warum setze ich mich für Nachhaltigkeit ein, warum für soziale Gerechtigkeit? Ich kann gar nicht anders als diese kitschige Antwort zu geben: Die Welt zu verändern, so dass alle ein gutes Leben haben, ist mein täglicher Treiber. Dennoch bin ich, und das muss man auch akzeptieren und dafür ist meine Organisation und NELA wunderbar geeignet, dass man auch kraftlos sein darf und dass man auch mal einen schlechten Tag haben darf und nicht aufstehen möchte, um dafür zu kämpfen, dass die Welt nachhaltiger ist. Und indem ich das zulasse, sind die ganzen anderen Tage, wo ich super motiviert bin, umso schöner und geben mir umso viel mehr Kraft, diese schlechten Tage zu bewältigen. Und genau daraus schöpfe ich unendliche Kraft. #00:51:01.3#

Sie haben Ihr Ziel erreicht

Stefan Schmugge: Dann wünschen wir dir und deinem Unternehmen natürlich, dass du möglichst viele positive Tage hast und dass die negativen dann dafür sorgen, dass die positiven umso positiver werden. Es geht auf jeden Fall ein fettes, fettes Dankeschön raus an dich, an NELA, an all deine Informationen, die du heute mit uns geteilt hast. Und wir halten das Podcastomobil jetzt einfach mal rechts auf dem Bürgersteig an, ich fahre total illegal einfach mal darauf, parke, mache die Warnblinkanlage an und sage: Schön, dass du bei uns warst, Hannah! Bis zum nächsten Mal! #00:51:42.8#

Hannah Strobel: Danke, dass ich hier sein durfte! #00:51:44.3#

Roland Schäffer: Vielen Dank dir auch von meiner Seite! #00:51:47.0#

Wenn euch die Folge gefallen hat, dann würden wir uns freuen, wenn ihr unseren Podcast abonniert und eine kleine Bewertung dalasst. Wir danken allen Zuhörern und Zuhörerinnen, dass sie uns auf dieser spannenden, witzigen, interessanten und manchmal auch rasanten Fahrt begleitet habt. Wir vom Dell Team Road to 2030 legen jetzt eine kleine Verschnaufpause ein. Wir sehen uns! Bis dahin! #00:52:12.2#