Digitalisierung als Chance: Wie Programmierung Integration fördert

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Als Anne Kjær Bathel im Herbst 2015 mit Geflüchteten sprach, hatten viele von ihnen vor allem einen Wunsch: zu arbeiten. Gleichzeitig kennt sie die Not vieler Unternehmen, IT-Fachleute zu finden. Genau dies führte zur Gründung der ReDI School of Digital Integration, wo Geflüchtete zu IT-Fachleuten weitergebildet werden. Wie genau die Arbeit von Anne und ihrem Team aussieht und welche Zukunftspläne gerade geschmiedet werden, besprechen wir auf dieser spannenden Etappe.

“Dieser Gap zwischen den Menschen, die Technologie benutzen können und die, die sie nicht benutzen können, wird grundsätzlich sehr, sehr gefährlich in der Zukunft. Deswegen ist es für mich extrem wichtig, dass alle Zugang haben zu technologischer Bildung oder Tech-Bildung.”

— Anne Kjær Bathel, CEO & Co-Gründerin ReDI School of Digital Integration

Guest List

  • Anne Kjær Bathel CEO & Co-Gründerin ReDI School of Digital Integration
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Maria Nestroi Co-Moderatorin, Dell Technologies

Maria Nestroi: Hallo zurück auf der Road to 2030, dem Podcast zu Technologie und Gesellschaft von Dell Technologies. Unser heutiger Gast ist Anne Kjær Bathel, CEO und Co-Gründerin der ReDI School for Digital Integration, ich hoffe, ich habe das jetzt richtig ausgesprochen. Ich bin Maria und werde euch als Content-Lieferantin mit leckeren Snacks versorgen. Seid ihr bereit? Dann anschnallen nicht vergessen!

Hallo Anne! Hallo Stefan! Wie geht’s euch? #00:00:45.7#

Stefan Schmugge: Hey Maria, grüß dich! Lange nicht gesehen. Mann, was habe ich mich wieder gefreut auf heute. Wir schlagen einmal das Logbuch auf und nehmen euch mit auf die heutige Route. Wir sprechen nämlich über die klassische Frage: Hm, eine gemeinnützige Programmierschule, die die Fachkräfte von morgen ausbildet, habe ich noch nie gehört? Genau darüber sprechen wir heute. Dann stellen wir euch eine sehr mutige Frau vor, die im Jahr 2015, als wir relativ viele Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen haben, die Ärmel hochgekrempelt hat und ihren Teil zum Thema Integration beigetragen hat. Und wir sprechen darüber, wie Programmiersprachen dabei helfen, genauso eine Integration zu forcieren und wie wir zeitgleich damit der IT-Industrie helfen. Seid gespannt! Los geht’s! Anne, geht’s dir gut, sitzt du bequem, können wir losfahren? #00:01:36.8#

Anne Kjær Bathel: Ich bin sehr bequem und freue mich auf eure guten Fragen. #00:01:41.8#

Stefan Schmugge: Sehr schön! Dann machen wir am Anfang immer ganz gerne so einen kleinen Speed-Check, einfach um sicherzustellen, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer dich ein kleines bisschen besser kennenlernen. Und dazu schmeißen wir immer zwei Begriffe in den Raum und freuen uns darüber, wenn du einen dieser beiden Begriffe einfach spontan auswählst, damit wir wissen, wie du so ein bisschen tickst und was du gut findest und was nicht. #00:02:08.2#

Anne Kjær Bathel: Ich bin bereit. #00:02:09.7#

Stefan Schmugge: Alles klar! Kommissarin Lund oder lieber Tatort? #00:02:13.5#

Anne Kjær Bathel: Tatort. #00:02:15.0#

Stefan Schmugge: Beim Getränk entweder Carlsberg oder lieber Berliner Weisse? #00:02:20.8#

Anne Kjær Bathel: Ich trinke kein Bier. #00:02:22.9#

Stefan Schmugge: Was würdest du stattdessen trinken? #00:02:27.5#

Anne Kjær Bathel: Berliner Weisse, aber dann würde ich es mitbringen in meiner Tasche für meine Mutter. #00:02:32.2#

Stefan Schmugge: Na, perfekt! Dann biegen wir nochmal ab in den Bereich der kulinarischen Genüsse. Lieber Currywurst oder lieber Sushi? #00:02:39.8#

Anne Kjær Bathel: Sushi. #00:02:41.4#

Stefan Schmugge: Sushi. Yoga oder Pilates? #00:02:44.4#

Anne Kjær Bathel: Pilates. #00:02:46.1#

Stefan Schmugge: Lieber Urlaub in fernen Ländern oder lieber Urlaub bei der Familie? #00:02:51.0#

Anne Kjær Bathel: Oh, schwierig! Bei der Familie. #00:02:53.6#

Stefan Schmugge: Du hättest es auch kombinieren können, also ferne Länder und Familie ginge auch. #00:02:59.2#

Anne Kjær Bathel: Stimmt, stimmt! #00:03:00.3#

Stefan Schmugge: Wenn du spontan entscheiden müsstest, wärst du lieber Software oder wärst du lieber Hardware? #00:03:04.8#

Anne Kjær Bathel: Software. #00:03:06.0#

Stefan Schmugge: Lieber in der Schule sein oder Vorträge auf Konferenzen halten? #00:03:11.1#

Anne Kjær Bathel: Jeden Tag sehr gerne in die Schule. #00:03:13.5#

Stefan Schmugge: Perfekt! Klasse! Damit sind wir schon mittendrin. Ich würde mal sagen: Los geht’s! Als wir uns so ein bisschen mit dir und deinem Background beschäftigt haben, haben, glaube ich, sowohl Maria als auch ich gedacht: Wow! Krasse Story, krasse Geschichte. Den Mut muss man erstmal haben. Du kommst nämlich ursprünglich aus Dänemark, hast unter anderem aber in Japan gearbeitet, hast dort deinen Master-Studiengang beendet, warst Managerin Public Affairs bei Coca-Cola und hast nebenbei oder auch mittendrin zahlreiche soziale Projekte gestartet und begleitet. Mut scheint sich scheinbar so ein bisschen durch dein Leben zu ziehen, denn du wurdest neulich auch vom Handelsblatt als die jüngste Mutmacherin des Jahres in Deutschland ausgezeichnet oder gekürt. Erzähl uns doch mal ein bisschen was von der Anne und deinem spannenden Leben. #00:04:13.1#

Anne Kjær Bathel: Ja, da gibt’s viel zu erzählen. Es ist spannend, ich bin natürlich sehr stolz über diesen Mutmacher-Preis. Aber eigentlich würde ich mich nicht als besonders mutig erklären, aber ich bin extrem neugierig. Und das, was mich interessiert, ist eigentlich immer Innovationen und neue Ideen. Ich frage mich sehr oft: Wie wäre es, wenn dies oder das anders wäre? So war es eigentlich auch, als ich ReDI School gegründet habe. Ich habe in einem Flüchtlingsheim in Berlin einen geflüchteten Mann aus Irak kennengelernt, der Mohammed, der Programmierer war, aber keinen Laptop hatte. Ich habe mich gefragt: Wie wäre es, wenn wir eine Tech-Schule gründen? Und dass Mohammed nicht nur die Tech Skills, aber eben auch die Soft Skills und professionelle Netzwerke von uns organisiert kriegen würde. Wie wäre es, wenn wir diese 1,2 Millionen geflüchtete Menschen, die nach Deutschland 2015 kamen, wie wäre es, wenn die in der deutschen Industrie arbeiten würden? Dann wäre das wahrscheinlich ein neues Wirtschaftswunder. Aber zwischen meine Ideen und den potentiellen Möglichkeiten in der Zukunft muss natürlich viel passieren. Aber nur zu erklären, dieser Wunsch, das Leben für Menschen zu verbessern und für unsere Gesellschaft, ist das, was mir Mut gibt am Ende des Tages. #00:05:48.9#

Stefan Schmugge: Vielen Dank, liebe Anne, für den Einblick. Ich habe aber schon hier und da doch an der einen oder anderen Stelle das Thema Mut gehört. Also nochmal vielen Dank dafür, dass du den Mut hast, diese ReDI School zu gründen. Und darüber würden wir gerne auch als nächstes ein bisschen sprechen. ReDI School of Digital Integration, also wie ich verstanden habe, eine gemeinnützige Programmierschule, die versucht, Integration zu schaffen mit digitaler Ausbildung und Unterstützung. Du hast 2015 diese Einrichtung gegründet und wendest dich an Menschen, die aufgrund von Flucht, Armut oder Arbeitslosigkeit nicht unbedingt einen optimalen Zugang zu digitaler Bildung haben. Und ihr bildet zeitgleich auch noch Fachkräfte für die IT-Industrie aus. Jetzt hast du grad schon angeteasert, dass die Entscheidung, so ein Unternehmen oder so eine Schule zu gründen, auch was mit Mohammed zu tun hat. Aber wie genau kam es zu der Entscheidung, so eine Schule zu gründen? #00:06:50.5#

Anne Kjær Bathel: Die Idee von ReDI School ist eigentlich eine sogenannte, man nennt es auf Englisch eine Win-Win-Win-Situation. Weil auf der einen Seite haben wir gesehen, dass 2015 ungefähr 1,2 Millionen geflüchtete Menschen nach Deutschland kamen. Und das ist natürlich eine riesige Integrations-Herausforderung. Wir wissen, es dauert im Durchschnitt ungefähr sieben Jahre für eine geflüchtete Person in Deutschland seine erste Arbeit zu finden. Das ist natürlich auf der einen Seite extrem teuer für Deutschland und auf der anderen Seite eine absolute Tragödie, wenn jemand mit Talent nach Deutschland kommt und nicht in Arbeit ist. Das war so die Idee auf der einen Seite. Warum arbeiten wir mit Technologie? Weil es in Deutschland im Moment 86.000 offene Stellen in der IT-Branche gibt. Das bedeutet, dass die deutsche Industrie jedes Jahr ungefähr 6 Milliarden Euro verliert, weil die einfach nicht genug Talente haben. Dann haben wir überlegt, na ja, es wäre doch für Deutschland gut, es wäre für die Geflüchteten gut und es wäre für die deutsche Industrie gut, wenn wir eine Programmierschule gründen. Das ist eigentlich die Grundlage, warum wir eine gemeinnützige gGmbH gegründet haben. #00:08:13.1#

Maria Nestroi: Das klingt auf jeden Fall nach einem superinteressanten Projekt. Und da möchte ich auf jeden Fall noch mehr erfahren. Aber ich habe mich am Anfang ein bisschen schwergetan mit dem Namen. Für alle, die jetzt zuhören, ReDI School wird geschrieben R e D I, also nicht wie das englische Wort ready. Anne, vielleicht kannst du uns mal verraten, was das genau bedeutet? #00:08:34.2#

Anne Kjær Bathel: Auf jeden Fall! Eigentlich ist unser Ziel in unserem Namen, also ready auf Englisch. Das D steht für Digital und I für Integration. Also wenn es uns gut gelingt, unserer Teilnehmer durch ein 4-monatiges Programm zu begleiten, dann sind die Ready for Digital Integration. #00:08:57.6#

Stefan Schmugge: Okay! 4 Monate, nach 4 Monaten ready. Vielleicht kannst du noch mal einen kleinen Schritt zurück machen und uns nicht nur das Konzept der ReDI School erzählen, also gibt es unterschiedliche Programme, gibt es unterschiedliche Classes, gibt es unterschiedliche Abschlüsse oder vielleicht auch unterschiedliche Zeiten, die man dort die ReDI School besuchen kann? #00:09:19.7#

Anne Kjær Bathel: Ja, auf jeden Fall! ReDI School hat sich sehr entwickelt in den letzten 6 Jahren. In unserem ersten Semester hatten wir 42 Teilnehmer. Und dieses Semester, was jetzt läuft, haben wir ungefähr 1000 Teilnehmer in 4 Standorten in Deutschland und in Kopenhagen auch. Wie kann man sich ReDI School vorstellen? Grundsätzlich haben wir 3 verschiedene Programme. Auf der einen Seite gibt es ein Kinder- und Jugend-Programm, wo wir in Schulen unterrichten. Das ist wirklich ab 6 Jahre bis 16, also man kann wirklich früh anfangen. Dann haben wir ein Digital Literacy Programm, das ist für Erwachsene, die aber überhaupt keine Kenntnis haben, wie funktioniert überhaupt ein Laptop? Da fangen wir wirklich von vorne an mit: Was ist ein Keyboard, was ist eine Maus, Word, Excel, PowerPoint, Surfen im Internet, aber auch ein bisschen Cyber-Security, weil es ist ja nicht nur gut alles, was im Internet ist, und man muss da auch sicher unterwegs sein. Das sind unsere Anfängerprogramme. Aber dazukommt das, was wir unser Digital Career Programm nennen. Das sind 5 verschiedene Schienen: Das eine ist Web Development, dann haben wir Data Sciences, wir haben IoT, User Experience Design und jetzt habe ich was vergessen, Salesforce Certified Courses. Alle diese Kurse gibt es auf 3 verschiedenen Ebenen: Es gibt Anfänger, Intermediate und Advanced. Also zum Beispiel JavaScript Advanced, das ist ein 3-monatiger Kurs. Und wenn man mit sehr, sehr viel Erfahrung aus Syrien zum Beispiel kommt, muss man nicht unbedingt in den Anfängerkurs gehen, sondern man kann sofort in Intermediate oder Advanced teilnehmen. Unser Zweck ist natürlich, dass wir unsere Teilnehmer so schnell wie überhaupt möglich in Arbeit, wieder in bezahlte Praktika oder Junior Software Developer Arbeit bringen. #00:11:40.2#

Stefan Schmugge: Wow! Das hört sich für mich nach einem definitiv runden Konzept an. Da sind also nicht nur Programmiersprachen am Start, die gelernt werden können, sondern, wie ich jetzt mitbekommen habe, auch viele Hype-Themen, die im IT-Bereich händeringend gesucht werden. Von daher, tolle Idee. Jetzt würde ich gern noch eine Sache ein bisschen besser verstehen. Du kommst selber nicht aus der IT und nicht aus der Programmierwelt unbedingt. Woher kam diese Idee von dir und wie stellst du sicher, dass die notwendige Expertise natürlich auch im Bereich der Ausbildung und welche Sprachen werden angeboten und welche Themen werden überhaupt angeboten, dass die dort einfließen bei ReDI? #00:12:21.9#

Anne Kjær Bathel: Ja, das stimmt! Ich finde es immer sehr lustig, wenn in irgendeiner Zeitung steht, die Programmiererin Anne Bathel. Das stimmt auf gar keinen Fall. Ich bin sogar nicht unbedingt begabt mit Technologie, aber ich weiß, dass ich nicht unbedingt begabt bin in Technologie, aber mein Hintergrund ist ein bisschen anders. Ich habe Innovation studiert und mein Fokus ist Open Innovation, also wie man sehr, sehr große Innovationsprogramme oder -Prozesse leiten kann, das heißt, ab 100.000 Menschen oder mehr. Und da ist es immer extrem wichtig, dass man im Backend eine gute Tech-Lösung hat und dass man die ganzen Daten besser versteht, wie man so große Prozesse nach vorne bringen kann. So habe ich Stanford Peace Innovation Lab kennengelernt 2011, als ich im Silicon Valley war. Das ist Teil von Stanford Persuasive Technology Lab. Da geht es darum, wie kann Hardware und Software unser Verhalten ändern? So habe ich eigentlich Technologie kennengelernt. Ich habe großes Interesse an Tech, weil das wird unsere Gesellschaft extrem prägen in den nächsten vielen Jahren oder in unserer ganzen Zukunft, was vor uns liegt. Aber ich wusste, Tech ist nicht meine Stärke, sondern das, was ich sehr, sehr gut kann, ist, große Communities zusammenzubringen. Deswegen war am Anfang meine Rolle wirklich, die Tech-Experten aus der Industrie und Start-up-Branche am Anfang in Berlin zusammenzubringen, um gemeinsam die Programme mit den Geflüchteten zu entwickeln. Also meine Rolle ist eher diese Facilitation-Rolle, Menschen zusammenbringen mit verschiedenen Kompetenzen, dass die gemeinsam das beste Tech-Programm entwickeln können. Ich habe da wirklich extrem gute Techies dabei. Ich glaube, es ist sogar eine Stärke, dass ich nicht tech-affin bin. Weil dann hätte ich wahrscheinlich sehr starke Haltungen, was sollen wir unterrichten und wie sollen wir unterrichten. Jetzt bin ich ein bisschen freier und kann das so gestalten wie unsere Community das gut findet. Deswegen glaube ich, alle fühlen das, sie sind ein großer Teil in unserem Programm. #00:14:57.4#

Maria Nestroi: Anne, jetzt hast du gesagt, zusammenfinden, das ist ein guter Punkt. Kannst du vielleicht noch mal ein bisschen näher beschreiben, wie ihr zu euren Schülerinnen und Schülern findet und wie das Ganze so abläuft? #00:15:10.6#

Anne Kjær Bathel: Das allerwichtigste Wort eigentlich an der ReDI School ist Co-Creation. Entschuldige, es gibt immer so viele englische Namen, aber diese Idee ist, dass man gemeinsam etwas gestaltet. Am ersten Tag habe ich, wie gesagt, Mohammed kennengelernt, und in unserem zweiten Treffen haben wir uns entschieden: Mohammed, du bringst nächstes Mal zwei Freunde mit und ich bringe zwei Freunde mit. Dann waren wir sechs. Und dann haben wir diese Tech-Schule-Idee einen Schritt weitergebracht und dann alle sechs haben dann nächstes Mal wieder Freunde mitgebracht. Das heißt, die ReDI School ist eigentlich entstanden, wo es 50 % Menschen mit Migrationshintergrund waren. Ich habe ja auch Migrationshintergrund, aber nur aus Dänemark. Und die andere Hälfte waren Menschen aus der IT- und Start-up-Branche und Innovationsbranche in Berlin. Das bedeutet, das war vom ersten Tag Integration in Augenhöhe. Unsere Teilnehmer oder zukünftigen Teilnehmer haben sich wirklich als ein wichtiger Teil von der Programmentwicklung gefühlt. Deswegen sehen wir, ungefähr 80 % von unseren neuen Teilnehmern im Programm kommen über Word of Mouth Marketing. Weil ehemalige Teilnehmer sagen deren Bruder, Schwester, Mann, Ehefrau Bescheid, dass es sowas wie ReDI School gibt und dass es eine positive Erfahrung und dass es relevant ist. So kommen wir eigentlich an die meisten von unseren Teilnehmern an. Wir arbeiten auch mit Jobcenter und Sprachschulen und anderen NGOs zusammen, aber das ist weniger als 1 %. Die letzten 20 % kommen über Social Media, Instagram, Twitter und so weiter. #00:16:59.7#

Maria Nestroi: Wow! Wirklich beeindruckend. Kannst du uns vielleicht dann noch mal ein bisschen einen näheren Einblick geben, wie denn so ein klassischer Unterrichtstag bei euch aussieht? #00:17:08.4#

Anne Kjær Bathel: Es hängt immer vom Programm ab. Unser Digital Career Programm, das ist normalerweise zweimal in der Woche. Es sind alles Abendkurse, weil wir haben erfahren, viele von unseren Teilnehmern sind extrem beschäftigt. Tagsüber sind die meistens in der deutschen Sprachschule, einige sind schon zurück an der Universität, andere arbeiten und versuchen Geld zu verdienen. Weil viele müssen deren Familien zurück in Afghanistan oder in Syrien oder Irak unterstützen finanziell. Und deswegen machen die allerlei verschiedene Arbeiten nebenbei, um Geld zu verdienen. Das heißt, sie haben tatsächlich nur abends Zeit, bei uns zu studieren. Das heißt, die kommen um 7 Uhr, vor Corona, an die ReDI School, jetzt während Corona gehen die dann online und werden dann 2 Stunden unterrichtet von ehrenamtlichen Lehrkräften. Die normalerweise in großen Tech-Unternehmen wie zum Beispiel Microsoft arbeiten, aber die die Möglichkeit haben, entweder als Teil von deren Arbeit oder ehrenamtlich einfach bei uns vorbeikommen, um zum Beispiel Java oder JavaScript, HTML zu unterrichten. #00:18:31.2#

Stefan Schmugge: Jetzt haben wir gelernt, wie so ein klassischer Unterrichtstag aussieht. Eine Sache würde mich aber schon trotzdem noch interessieren. Wir haben am Anfang in der Einleitung gesagt, dass Technologie auch Sprachbarrieren überwinden kann. Vielleicht können wir unser Auditorium, unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, mitnehmen, wie denn das genau geht. Wie kann ich denn mit Technologie überhaupt Sprachbarrieren überwinden? Und wie muss ich mir das im täglichen Alltag vorstellen? #00:18:56.2#

Anne Kjær Bathel: Es geht auf jeden Fall auf verschiedenen Ebenen. Bei uns wird in unseren High-End-Tech-Programmen auf Englisch unterrichtet, weil wir haben tatsächlich Teilnehmer aus 63 verschiedenen Ländern und wir haben Ehrenamtliche, also wir arbeiten mit ungefähr 500 Ehrenamtlichen in Deutschland zusammen, und die kommen aus 37 verschiedenen Ländern. Das heißt, es ist fast eine kleine Vereinte Nationen bei uns und da ist Englisch einfach so die Gemeinsprache. Aber nicht alle sprechen Englisch und deswegen in unseren Digital Literacy Kursen, was eigentlich meistens für Frauen ist, sehen wir, viele von den Frauen kommen aus Ländern, wo man nicht unbedingt Englisch in der Schule gelernt hat. Das heißt, zum Beispiel Afghanistan oder Eritrea. Aber die lernen gerade Deutsch, und deswegen wird natürlich bei uns auf Deutsch unterrichtet. Auf der einen Seite lernt man, wie funktioniert Excel und Word, aber auf der anderen Seite lernt man dann auch zwischendrin und vielleicht auch in der Kaffeepause ein bisschen besser Deutsch sprechen. Das ist für uns natürlich echt super. Das ist so das eine konkret, wie wir das unterrichten. Aber das, was ich auch total spannend finde, ist zum Beispiel in unserem Kinderprogramm. Ich war neulich in Marxloh, in Duisburg, wo wir unterrichten, und da haben wir einen sehr, sehr tollen Jungen in einen von unseren Kursen, der gerade aus Bulgarien nach Deutschland gekommen ist. Und er kann immer noch nicht so richtig Deutsch sprechen, er hatte eigentlich vorher keine Tech-Kenntnisse, aber er ist ein extremes Tech-Talent, haben wir entdeckt. Weil innerhalb von, ich glaube, einem Monat hat er eigentlich das ganze Curriculum für ein ganzes Jahr fertig gemacht. Und das ist natürlich toll, wenn man solche Menschen entdeckt. Aber für ihn kann Technologie wirklich einen großen Unterschied machen, weil er ist 11 Jahre alt, muss immer noch Deutsch lernen, wird wahrscheinlich nicht das beste Abitur in Deutschland machen wegen der Sprache. Aber wenn er jetzt mit Tech anfängt, er kann ja auch mit Scratch weitermachen und anderen Programmiersprachen, wir haben viele Mentoren, die uns unterstützen, viele Unternehmen, die auch Workshops organisieren, Hackathons organisieren, und unser Ziel ist natürlich, dass wir diese jungen Tech-Talente wirklich in die Richtung motivieren, dass er eine sehr, sehr gute Zukunft hat in der Tech-Branche. Deswegen Sprache, es soll kein Hindernis sein. Aber wir wissen natürlich, dass bei vielen Unternehmen, die unseren Teilnehmern gerne eine Arbeit anbieten würden, ist Deutsch immer noch extrem wichtig. Aber nicht alle Unternehmen brauchen Deutsch und deswegen sehen wir, dass die Unternehmen, wo auf jeden Fall die Tech Departments Englisch sprechen, da haben unsere Teilnehmer natürlich einen Vorteil. #00:22:08.6#

Stefan Schmugge: Wow! Tolles Beispiel mit dem Jungen. Manchmal wünschte ich, ich könnte so schnell Technologie lernen beziehungsweise so schnell ganze Kurrikula inhalieren. Das zeigt aber auch, dass eine gemeinsame Sprache zwischen solchen Tech-Absolventen und Unternehmen unter anderem auch Technologie selber sein kann, auch wenn ich vielleicht nicht die deutsche oder englische Sprache beherrsche. Von daher ein tolles Beispiel. Danke Dir! Wir haben in der Vorbereitung mitbekommen, dass du in deiner Zeit in Amerika auch ein Treffen mit einem sehr bekannten CEO eines amerikanischen Unternehmens hattest, nämlich dem Gründer Mark Zuckerberg von Facebook. Eine sehr interessante Person. Vielleicht kannst du uns über dieses Treffen ein bisschen was erzählen? #00:23:01.9#

Anne Kjær Bathel: Ja, auf jeden Fall! Ich habe ihn tatsächlich nicht in Amerika getroffen, sondern er ist zu uns in Berlin gekommen, weil er und seine Frau, Priscilla Chan, schon 2016 in Berlin waren. Es war natürlich der absolut beste Anfang, den man überhaupt haben kann für eine Tech-Schule. Damals hatten wir nur zwei Wochen Unterricht gemacht in Berlin, aber es war natürlich eine große Ehre und extrem spannend für unsere Teilnehmer mit Mark und Priscilla zu sprechen und auszutauschen. Aber das, was mich eigentlich am meisten berührt hat, war ein Austausch zwischen Rami, einem von unseren Teilnehmern aus Syrien, und Mark. Weil Rami hat überlegt, das ist Once in a Lifetime Chance, dass er eigentlich eine Start-up Idee an Mark Zuckerberg pitchen konnte. Rami hat dann beschrieben, dass, als er aus Aleppo geflogen ist, hatte seine Familie, die immer noch in Syrien war, natürlich große Angst, wie es Rami geht. Und die haben versucht zu telefonieren, also ganz normal mit dem Handy am Anfang. Und als er dann nach Deutschland kam und er besseres Internet hatte und seine Familie auch teilweise besseres Internet hatte, konnten die dann wirklich mit Video, mit Skype, miteinander sprechen. Aber Rami ist Techie und hat auch an der Universität in Aleppo Data Science studiert. Er hat sich deswegen natürlich überlegt, in der Zukunft, wenn Virtual Reality oder Mixed Reality noch einen Schritt weiter ist und günstiger geworden ist: Welche Programmiersprache muss ich eigentlich lernen, dass ich so eine Virtual-Reality-Plattform, Kommunikationskanal entwickeln kann, dass ich und andere Familien wie meine viel besser miteinander sprechen können. Weil das ist natürlich ganz anders, wenn man wirklich mit dem ganzen Körper sehen kann, mit einer Kamera die Räumlichkeiten präsentieren kann. Diese Idee hat Rami tatsächlich an Mark Zuckerberg gepitcht. Und ich saß auf der anderen Seite vom Tisch und habe einfach zugehört sehr, sehr neugierig. Man konnte wirklich sehen in den Augen von Mark Zuckerberg, als Rami von Virtual Reality und die Zukunft von Technologie gesprochen hat, da war so absolut eine Connection. Und von da war es nicht mehr ein Billionär und ein Geflüchteter, die miteinander gesprochen haben, sondern es waren zwei Geeks, die eine gemeinsame Passion ausgetauscht haben. Das ist eigentlich Zweck, dass es jeden Tag passiert an der ReDI School, es sind nicht Lehrer und Studierende, sondern die sind alle Techies, die für die Zukunft von Technologie brennen und gegenseitig austauschen. #00:26:11.7#

Maria Nestroi: Stefan, ich weiß nicht, wie es dir geht, ich bin mega geflasht und habe hier schon ein bisschen Gänsehaut. Das ist echt eine megabeeindruckende Geschichte. #00:26:20.3#

Anne Kjær Bathel: Danke schön! Es macht auch richtig Spaß. #00:26:23.0#

Maria Nestroi: Wie sieht‘s aus? Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Snackpause. #00:26:27.7#

Stefan Schmugge: Definitiv! Ich habe schon Hunger. #00:26:29.7#

Maria Nestroi: Die IT entwickelt sich immer mehr und mehr zu so einer Männerdomäne. Genau das haben wir ungefähr vor einem Jahr mit Tijen Onaran schon diskutiert. Und ich habe was Nettes rausgefunden, und zwar: Programmieren war in den 80er Jahren ein klassischer Frauenberuf. Aber laut einer Bitkom-Studie im Jahr 2019 wurde festgestellt, dass nur noch 17 % der Angestellten in diesem Bereich Frauen sind. Anne, mich würde interessieren, was du denkst, warum das so sein könnte. Ist Programmieren einfach uncool geworden? Oder was könnten die Gründe dafür sein? Und wie sieht es genau bei euch an der ReDI School aus? #00:27:08.1#

Anne Kjær Bathel: Das ist natürlich eine sehr, sehr große Frage. Aber ich glaube, was passiert, kann ich eigentlich am besten mit meinem persönlichen Beispiel erklären. Weil ich war in der Schule in Mathe sehr begabt und habe deswegen an dem Gymnasium gedacht, ich will in Richtung Informatics gehen. Dann habe ich ein Jahr Informatik studiert, als Fach in Norwegen konnte man das damals studieren. Wir waren, ich glaube, 30 in der Klasse, 2 Frauen, und unser Lehrer hatte furchtbar Angst vor uns zwei Frauen, weil er wusste einfach gar nicht, wie er mit uns sprechen sollte. Deswegen war es eigentlich egal: Wenn wir unsere Hände hochhielten und haben Fragen gestellt oder Unterstützung gebraucht, haben wir keine Antwort bekommen. Und nach so einem Jahr, wo man eigentlich mehr oder weniger ignoriert wird, habe ich natürlich das Interesse verloren und bin deswegen eine andere Richtung gegangen. Aber ich glaube, das ist nicht nur bei mir so, ich glaube, viele jüngere Frauen haben ähnliche Erlebnisse gehabt, wo eigentlich ein Interesse bestand, aber die hatten keine Rollenmodelle, die wurden nicht unbedingt gefördert. Weil meine Erfahrung ist, Frauen interessieren sich ein bisschen anders für Tech als Männer. Für viele Frauen ist Technologie ein Werkzeug, um ein Ziel zu erreichen, aber für viele Männer ist Technologie einfach das Ziel. Es ist einfach in sich spannend. Deswegen, wir sehen, wenn Frauen Technologie mit etwas anderem wie Biotech kombinieren, dann ist es wieder fast so Fifty-Fifty, 50:50, Frauen und Männer. Deswegen glaube ich, man muss so ein bisschen anders überlegen, wie unterrichten wir Tech in der Schule, wie unterrichten wir Tech an der Universität oder in Ausbildung, im dualen System, und dann werden wir auch die Frauenquote wieder hochkriegen. Ich rede nicht nur davon, es war an der ReDI School auch nicht unbedingt anders, in unserem ersten Semester hatten wir 10 % Frauenanteil. Und wir wissen, 2015 damals, nur ein Drittel von den geflüchteten Menschen waren Frauen. Also waren wir genau wie dieser Durchschnitt in Deutschland. Aber für mich als Frau und als Gründerin ist 10 % Frauen an meiner Schule natürlich nicht in Ordnung. Und mit meinem Team habe ich überlegt: Was können wir eigentlich tun? Wir haben uns das Ziel gesetzt, wir wollen 50 % Frauen oder weibliche Teilnehmerinnen in der ReDI School haben. Wir wussten nicht, ob es möglich ist, aber wir haben für uns gesagt, das ist unser Ziel und wir arbeiten strategisch in die Richtung. Wir haben sehr viele Co-Creation-Workshops dazu organisiert, wieder haben wir die Frauen aus der Tech-Branche mit geflüchteten Frauen, Frauen mit Migrationshintergrund zusammengebracht, um zu überlegen: Welche Kurse sollen wir eigentlich organisieren? Wann soll es sein? Und wir haben wirklich sehr, sehr viel gelernt, unter anderem, wir brauchen Kinderbetreuung. Weil die Frauen sind sehr, sehr beschäftigt und viele haben nur Zeit am Wochenende, weil die Montag bis Freitag unterwegs sind mit allerlei anderen Beschäftigungen. Aber am Wochenende haben die Zeit und deswegen unterrichten wir Samstagmorgen. Weil viele Frauen, die Christen sind, gehen tatsächlich sonntags in die Kirche, also ist Sonntag keine Möglichkeit. Und so haben wir es geschafft, wirklich einen sehr, sehr erfolgreichen Frauenkurs bei uns zu organisieren. Da sind es natürlich 100 % Frauen. Obwohl, ich glaube tatsächlich, es gibt 3 Männer in unserem Frauenprogramm, die haben es trotzdem geschafft. Also es gibt immer Möglichkeiten. Aber was ich spannend finde, ist, weil wir einen 100 % oder fast 100 % Frauenprogramm haben, wurde ReDI School zu einem Ort, wo es gut für Frauen ist, die sich für Technologie interessieren. Das heißt, nur in unseren High-End-Tech Programmen sind wir jetzt bei, ich glaube, 47 % Frauenanteil, also fast 50. Es gibt noch ein bisschen Luft nach oben, aber nicht viel. Und generell, wenn wir alle 1000 Teilnehmer an der ReDI School gucken, dann sind wir bei 60 % Frauenanteil. Also Ziel mehr oder weniger erreicht. #00:32:05.9#

Stefan Schmugge: Wow! Das klang am Anfang, also erstmal vielen Dank für diesen tollen Einblick auch, dass du mit uns teilst, wie da die Ziele aussehen zum Thema Diversity. Ich find‘s stark zu sehen, dass das von 10 % am Anfang auf über 50 % jetzt angestiegen ist und mit welchen Punkten ihr das umgesetzt habt. Mein Herz hat einen kleinen Hüpfer gemacht, als ich gehört habe, dass euer Ziel ist, 50 % der Besetzung eurer Schule durch Frauen zu haben. Denn genau dasselbe Ziel haben wir uns bei Dell Technologies auch gesetzt: 50 % aller Mitarbeiterinnen bis 2030 sollen weiblich sein. Und 40 % aller Führungspositionen sollen eben auch mit weiblichen Führungskräften besetzt sein. Von daher passt das wunderbar und zeigt, dass es möglich ist. Danke dir! Du hast eine sehr schöne Überleitung gebracht zu unserem nächsten Hauptthema, nämlich das Thema Integration und Politik. Für Flüchtlinge ist es nicht immer ganz einfach, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Zum einen liegt das vielleicht daran, dass Ausbildung nicht unbedingt gleich Ausbildung ist. Also das, was wir in Deutschland an Ausbildung verstehen, ist vielleicht nicht das, was in der ausländischen Kultur als Ausbildung bezeichnet wird. Vielleicht gibt es da auch Unterschiede und vielleicht gibt es da auch andere Qualitäten in Bezug auf Ausbildung. Es müssen also vielleicht auch in manchen Betrieben Vorbehalte gegen die Beschäftigung von Flüchtlingen abgebaut werden. Denn vielleicht denkt der eine oder andere immer noch: Hm, wenn ich einen Flüchtling einstelle zum Thema Ausbildung, vielleicht habe ich dann Probleme auf der rechtlichen Seite wegen gesicherter Aufenthaltsgenehmigung oder ähnlichen Dingen. Und von daher glaube ich, ist sowohl auf der einen Seite Aufklärung und der Abbau von Vorbehalten notwendig, und auf der anderen Seite auch. Welche Erfahrungen hast du denn oder auch die ReDI School gemacht mit dem Thema Arbeit/Ausbildung und der deutschen Gesetzgebung? #00:34:08.5#

Anne Kjær Bathel: Ja, Bürokratie ist natürlich ein dickes Brett in Deutschland und es gibt da sehr, sehr viele Regeln, die man gut kennenlernen muss. Was nicht unbedingt eine Expertise ist bei vielen, insbesondere kleineren Unternehmen in Deutschland, weil man hat dafür einfach keine Zeit. Wir haben gesehen, 2016 hat es sich deutlich in Deutschland verändert. Grundsätzlich dürfen Menschen, die nach Deutschland kommen, die hier drei Monate sind, tatsächlich in Deutschland arbeiten, auch nur mit einem Asylverfahren. In der Realität am Jobcenter ist es oft ganz, ganz anders. Und das, was die Regeln sagen und was gelebte Realität bei einem Beamten am Jobcenter ist, ist leider immer noch nicht dasselbe. Aber eigentlich soll es möglich sein, man darf in Deutschland arbeiten, und das ist ja auch richtig so. Weil ein Asylverfahren kann ab und zu wirklich sehr, sehr lange dauern. Es sollte nicht passieren, aber ich habe am Anfang von Mohammed gesprochen, den ich in diesem Flüchtlingscamp in Berlin kennengelernt habe, und er ist seit sieben Jahren in Deutschland, steckt immer noch im Asylverfahren. Er arbeitet mittlerweile als Programmierer bei Accenture und ist in einer hochbezahlten Arbeit, aber eigentlich sollte er normalerweise eine Bluecard kriegen, aber man darf nur außerhalb von Deutschland eine Bluecard beantragen. Aber er kann natürlich nicht zurück nach Irak, deswegen gibt es immer noch sehr, sehr viele bürokratische Hürden, die man in Deutschland verbessern sollte. Weil es ist furchtbar, wenn man sieben Jahre in Unsicherheit steckt. Und er darf tatsächlich nur, ich glaube, zwei Tage pro Woche außerhalb von Berlin sein, dann muss er zurück. Und das ist für alle Unternehmen natürlich kein gutes Erlebnis und macht das auch viel schwieriger für meine Teilnehmer, eine gute Arbeit zu finden. #00:36:20.6#

Maria Nestroi: Anne, hast du vielleicht auch noch Beispiele von Ländern, in denen es vielleicht besser läuft als in Deutschland, an denen wir uns vielleicht ein Beispiel nehmen können? #00:36:28.1#

Anne Kjær Bathel: Ich wünsche mir sehr, dass ich Beispiele nehmen könnte. Aber wir unterrichten zum Beispiel in Dänemark, wir überlegen auch im Moment und sind in Verhandlungen mit der Kommune in Malmö in Schweden. Deswegen kenne ich das skandinavische Modell relativ gut. Und ich kann sagen, da ist es nicht anders als in Deutschland. Es gibt immer noch sehr, sehr viele bürokratische Hürden, die man vereinfachen könnte, dass geflüchtete Menschen viel einfacher in Arbeit kommen. Und insbesondere, dass die deutschen und skandinavischen Unternehmen Fachkräfte finden. Weil ich verstehe tatsächlich nicht, warum kann man Menschen oder Techies aus Indonesien oder Indien nach Deutschland bringen, die haben genau dieselbe, die sind auch keine Deutsche, aber für die geht es irgendwie. Aber die Menschen, die schon in Deutschland sind, es macht viel mehr Sinn, wenn die die einfacher in Arbeit bringen könnten. #00:37:28.5#

Stefan Schmugge: Das heißt also, dass das Brett, was es eigentlich gilt aufzubohren durch zum Beispiel eine ReDI School, ist nicht unbedingt in anderen Ländern dünner als in Deutschland, sondern das sieht einfach nur anders aus. Anne, was würdest du denn ändern, um das Thema Integration noch stärker zu forcieren oder zu vereinfachen? #00:37:51.1#

Anne Kjær Bathel: Ich glaube, man muss die Wirkungslogik von Integration ein bisschen verändern. Ich bin auch der Meinung, Sprache ist extrem wichtig, aber in Deutschland ist es im Moment so, zuerst musst du Deutsch lernen und danach kannst du deine Fähigkeiten und Kompetenzen, professionelle Kompetenzen verbessern. Ich glaube, das, was sehr, sehr viel bringen würde, wäre zum Beispiel, wenn meine Teilnehmer drei Stunden an der Sprachschule morgens sein könnten und dann drei, vier Stunden nachmittags an der ReDI School sein könnten, mit öffentlicher Unterstützung oder Förderung. Weil auf der einen Seite muss man natürlich Grammatik und neue Wörter lernen, aber auf der anderen Seite muss man das auch im Alltag benutzen. Und das Allerwichtigste, wenn man arbeitet, ist natürlich Kommunikation mit anderen Mitarbeitern und mit Kunden. Ich sehe, das ist tatsächlich für unsere heutige Integration sehr, sehr schwierig. Weil am Anfang lernen viele von unseren Teilnehmern bis zur C1 Deutsch, das heißt eigentlich akademisches Deutsch, aber die trauen sich nicht, ordentlich Deutsch zu sprechen. Viele Geflüchtete kommen nach Deutschland, sind zuerst ein, zwei Jahre in einem Flüchtlingscamp, kriegen deswegen nur andere Freunde, die auch Geflüchtete sind. Dann bleibt man innerhalb von seiner eigenen Kultur und eigentlich sollte es so sein, vom ersten Tag in Deutschland kriegt man deutsche Freunde und am Allerliebsten auch deutsche Kollegen. Weil nur so, finde ich, so lernt man Deutsch. Ich habe selber Deutsch gelernt, weil ich einen deutschen Mann habe. In diesem Alltagsdeutsch, so schaffen wir eigentlich Integration. Und das kann man deutlich verbessern. #00:39:52.1#

Stefan Schmugge: Ja, macht Sinn. Hast du recht. Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass es jeder in seiner eigenen Bubble sicherlich guthat, aber das Thema Integration durch das Aufbrechen von diesen Bubbles einfach noch viel schneller vorangeht. Danke dir! #00:40:09.9#

Maria Nestroi: Dann würde ich sagen, legen wir doch mal ein kleines Snack-Päuschen ein. Und zwar würde ich während unserer Pause noch mal das Thema Social Distancing beziehungsweise Distance Learning aufmachen wollen. Ich habe im Internet eine Umfrage gefunden von der Goethe-Universität in Frankfurt, die haben nämlich herausgefunden, dass während der Pandemiezeit Schüler im virtuellen Unterricht nicht so viel gelernt haben wie quasi normal im Unterricht, beziehungsweise die gelernten Fähigkeiten des virtuellen Unterrichts schneller wieder vergessen haben. Anne, jetzt habt ihr auch viel mit online und virtuell im Unterricht zu tun, wie ist denn dein Eindruck davon? Denkst du, das ist auch so, dass physischer Unterricht quasi besser wirkt oder das Wissen besser vermittelt? Was denkst du? Und vielleicht, was sind eure Herausforderungen mit dem virtuellen Unterricht? #00:41:06.4#

Anne Kjær Bathel: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Die ersten 5 Jahre ReDI School waren tatsächlich in einem Klassenzimmer mit ein, zwei, drei Lehrkräfte und jede Klasse war 15 bis 20 Teilnehmer. Da haben wir gesehen, dass 80 % von unseren Teilnehmern, die angefangen haben, tatsächlich dann auch graduated haben. Und am Ende, dass sie bei uns ein Zertifikat bekommen haben. Während Corona haben wir das alles natürlich online organisiert und da haben wir gesehen, 70 % von unseren Teilnehmern haben schlussgemacht. Das ist auch eigentlich relativ gut. Es ist nicht so gut wie gemeinsam in einem Klassenzimmer zu sein, aber es ist auf jeden Fall besser als kein Unterricht. Wenn wir zum Beispiel MOOCs oder Massive Open Online Kurse angucken, sehen wir, wenn es keine Lehrkraft ist, wenn alles digital und maximal skalierbar ist, machen leider im Moment nur zwischen 3 und 5 % Abschluss. Das ist natürlich nicht unbedingt gut. Deswegen glaube ich, es gibt sehr, sehr viele verschiedene digitale Lernformate online. Wir glauben daran, dass es wirklich einen Unterschied macht, wenn es live mit einer Lehrkraft ist, und wir sind nicht unbedingt so große Fans für Massive Open Online Kurse. Aber zusätzlich zu diesen Online-Kursen, die wir organisieren, kann man natürlich MOOCs mitmachen. Aber ich glaube, alleine ist es auf jeden Fall für unsere Teilnehmer extrem schwierig, sich die Zeit zu nehmen, alleine zu sein, zu fokussieren, was man braucht für diese sogenannten Self-Paced Learning Module, die online sind. Das Online-Lernen, es ist einfach ein neues Feld. Wir werden nächstes Jahr mit GIZ in Äthiopien zusammenarbeiten und 300 Jugendliche vor Ort ausbilden in das, was man Learning Experience Design nennt. Also wirklich, wie gestaltet man interessante, motivierende, spannende Kurse digital? Das haben wir sechs Jahre an der ReDI School gemacht, wir haben da sehr, sehr viel Erfahrung, was funktioniert und was funktioniert weniger. Und ich glaube, das ist eine Nebenkompetenz, was wir entwickelt haben. Also Integration ist natürlich unser Hauptthema, aber spannende, motivierende Lernkonzepte sind das, was wir nebenbei auch entwickelt haben. #00:43:57.8#

Stefan Schmugge: Schöner Spannungsbogen, den man da aufbaut zwischen, auf der einen Seite, hm, vielleicht sind die Leute nicht so aufmerksam in einem Online-Kurs, aber dadurch habe ich natürlich die Möglichkeit, einfach skalierfähig viel mehr Leute zu erreichen als vorher in einem Klassenzimmer. Klar! Ich mach noch mal ein neues Thema auf, was mich abgrundtief interessieren würde. Und zwar treffen bei euch extrem viel unterschiedliche Menschen zusammen, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Sprachen, unterschiedlicher Kulturen, unterschiedlichen Alters auch. Ich kann mir vorstellen, das ist so eine unglaubliche Explosion von 500 % Kreativität durch diese Diversität und Inklusion. Vielleicht hast du ein Beispiel für uns, was aus sowas entstehen kann. Vielleicht irgendwie ein Beispiel einer neuen Technologie, die ihr entwickelt habt, oder ein Beispiel einer neuen Idee, die bei euch gegründet wurde und vielleicht sogar schon im Entstehungsprozess ist. #00:44:58.2#

Anne Kjær Bathel: Ja, da hast du absolut recht. Es ist immer eine Freude an der ReDI School zu sein. Deswegen habe ich das auch am Anfang gesagt, weil das sind einfach so viele Menschen mit Ideen, die hier gemeinsam zusammenkommen, die gegenseitig viele Stärken mitbringen und deswegen gemeinsam wirklich was Neues gestalten können. Wir arbeiten und unterrichten immer projektorientiert, das heißt, am ersten Tag überlegen unsere Teilnehmer, welche Herausforderungen oder Probleme möchte ich mit einer Software oder einer Webseite lösen. Und dann entwickeln die neben unseren Kursen diese Ideen. Und am letzten Tag ist unser Demo Day, nennen wir es, da stehen unsere Teilnehmer auf der Bühne und präsentieren, was die innerhalb von den letzten vier Monaten gebaut oder entwickelt, gestaltet haben. Ein sehr gutes Beispiel, es ist allerdings jetzt ein bisschen alt, aber trotzdem finde ich es extrem spannend: Eine Gruppe von unseren Teilnehmern hat gesehen, das deutsche Asylverfahren ist natürlich extrem bürokratisch und es ist sehr schwierig zu navigieren für geflüchtete Menschen. Deswegen haben die überlegt, wie könnten wir eigentlich eine App entwickeln, die geflüchtete Menschen begleitet, dass die die deutschen bürokratischen Papiere richtig und ordentlich ausfüllen. Und diese App haben die Bürocrazy genannt und die haben tatsächlich ein gGmbH, nein Quatsch, eine gUG gegründet, und vier Jahre daran gearbeitet. Leider haben die es letztes Jahr eingestellt, weil die haben gesehen, die deutsche Bürokratie ist wirklich ein dickes Brett. Aber trotzdem, die haben wirklich lange daran gearbeitet mit sehr vielen Dolmetschern, wie können wir das alles übersetzen, wie können wir die User Experience verbessern. Und nicht nur Geflüchtete, es geht auch vielen Deutschen so, die deutsche Bürokratie ist schwierig zu navigieren. Und diese Idee, es ist am Ende gescheitert, es war auch eine sehr, sehr große Vision. Aber trotzdem finde ich, solche Ideen können hier entstehen. Ich weiß, meine ehemaligen Teilnehmer haben sehr viel und oft mit BAMF gesprochen, und wenn nur ein paar von unseren Ideen bei denen gelandet sind, hat es das Potenzial, wirklich ganz, ganz vielen Menschen das Leben zu verbessern. #00:47:42.3#

Stefan Schmugge: Ich liebe es, Bürocrazy. Das muss ich mir echt merken. Habe ich mir auch gleich aufgeschrieben. Sehr gut! Danke dir! Ich mach mal was, was wir noch nicht gemacht haben bisher, zumindest Maria und ich nicht. Ich klaue jetzt einfach mal Maria die Snackbox und mach einfach mal selber einen Snack. Und danach übergebe ich Maria das Moderatoren-Mikrofon. Dazu passt nämlich ein Snack ganz gut, das Thema Ausbildung haben wir vorhin angeteastert. Auch bei Dell oder auch bei Dell Technologies widmen wir uns bei dem Thema Ausbildung, der klassischen Ausbildung von IT-Fachkräften in unserem Programm „Start“, was eigentlich so ein kompaktes Trainingsprogramm für berufliche Einsteiger ist. Jetzt habe ich eine Frage an dich, was ja genau dasselbe Motto eigentlich bei dir ist, nur eben mit dem Integrationsaspekt dazu gepaart. Was müssen denn Industrie-, Berufseinrichtungen generell, aber auch die Politik tun, damit die Lücke zwischen diesem Thema Fachkräfte auf der einen Seite und dem Angebot an Ausbildungsplätzen nicht noch größer wird in Deutschland? Was können wir da tun? Oder was könnte ReDI tun oder was könnte generell jeder tun? #00:49:02.6#

Anne Kjær Bathel: Ich glaube, wenn unser Ziel ist, dass es keine offenen Stellen in der IT-Branche gibt in Deutschland, brauchen wir ein sehr vielfältiges Angebot. Und das ist bei den Universitäten, Ausbildung, sowas wie ReDI School, was eigentlich ein zivilgesellschaftliches Engagement ist, wir haben über MOOCs schon gesprochen, wir brauchen Corporate Certificates, wir brauchen YouTube-Videos, die alles erklären, und so weiter. Also ich glaube, es gibt nicht eine Lösung, sondern wir brauchen eine Vielfalt an Lösungen und ReDI School ist da ein Teil davon. Wir sind skalierbar, mittlerweile sind wir in drei Standorten in Deutschland. Ab Januar 22 werden wir unsere vierte Schule in Deutschland gründen. Allerdings ist es eine Schule in Cyberspace, also es wird eine virtuelle Schule, wo Teilnehmer aus überall in Deutschland teilnehmen können. Und dann geht es wahrscheinlich in Richtung Frankfurt und Hamburg. Wir sind skalierbar, es kostet 1000 Euro pro Teilnehmer, pro Semester. Und das können wir nur organisieren, wenn Unternehmen, Stiftungen oder Kommunen uns fördern. Das ist natürlich mein Ziel, mehr Förderer zu finden. Idealerweise werden unsere Teilnehmer dann auch deren Betrag in der Zukunft zurückzahlen, so dass wir noch mehr Menschen ausbilden können. #00:50:41.5#

Maria Nestroi: Wow! Finde ich super inspirierend. Und treue Podcast-Hörer und Podcast-Hörerinnen werden es wissen, ich bin bekennender Pippi-Langstrumpf-Fan. In unserem Gespräch musste ich immer wieder daran denken, vielleicht kennt ihr das Zitat: „Ich habe es nicht versucht, also sollte ich es können.“ Ich finde, das passt so super zu dir. Ich finde, das macht super Mut, die Sachen anzugehen. Ich glaube, das willst du auch vermitteln und das willst du auch deinen Schülerinnen und Schülern vermitteln. Jetzt hast du schon so ein bisschen über deine zukünftigen Ziele geplaudert, aber vielleicht verrätst du uns nochmal, was ist so dein wichtigstes oder größtes Ziel und was möchtest du in der Gesellschaft mit ReDI verändern? #00:51:22.1#

Anne Kjær Bathel: Die ganz, ganz große Vision ist für mich im Moment wirklich: ReDI in Cyberspace. Weil ich sehe, nicht nur in Deutschland können wir viel mehr Menschen unterrichten. Aber wenn wir virtuelle Kurse organisieren mit Live-Lehrkräften online, dann könnte man sich in der Zukunft vorstellen, wir könnten Teilnehmer in Kenia haben, in Italien, in Berlin und in Norwegen, die in derselben Klasse teilnehmen online, weil wir sind mehr oder weniger auf derselben Zeitzone. Ich glaube, in der Zukunft werden wir viel mehr günstige digitale Bildung brauchen, weil unsere Gesellschaft wird jeden Tag mehr und mehr digital. Dieser Gap zwischen den Menschen, die Technologie benutzen können und die, die es nicht benutzen können, wird grundsätzlich sehr, sehr gefährlich in der Zukunft. Deswegen ist es für mich extrem wichtig, dass alle Zugang haben zu technologischer Bildung oder Tech-Bildung, dass man das gut benutzen kann und in der Zukunft gut arbeiten kann. Deswegen, die ganz, ganz große Vision ist wirklich, dass wir überall auf der ganzen Welt ReDI School Communities oder Hubs entwickeln können und dass wir Teilnehmer und ehrenamtliche Lehrkräfte aus der IT-Industrie überall in großen und kleinen Städten auf der Welt haben. Wenn ich das schaffe, dann gewinne ich den Nobel-Friedenspreis. Das ist mein Ziel. #00:53:03.5#

Maria Nestroi: Wow! Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen. Aber das schließt auch ein, dass du ein großes Team brauchst, was dich auf dem Weg dahin begleitet. Vielleicht kannst du unseren Hörerinnen und Hörern noch mal kurz erklären, wie man sich bei euch engagieren kann und wie kann man ein Teil von euch werden? #00:53:18.3#

Anne Kjær Bathel: Das auf jeden Fall! Auf unserer Webseite kann man sich ehrenamtlich anmelden und da ist natürlich die Möglichkeit, man kann als Mentor dabei sein, das heißt, eine Stunde pro Monat kann man eins zu eins einen von unseren Teilnehmern begleiten. Aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass man Tech unterrichten kann. Man muss allerdings nicht nur Techie sein, weil zum Beispiel in unseren Jugend- oder Frauenkursen unterrichten wir Word, Excel, PowerPoint. Und für die meisten Menschen, die einen Laptop benutzen für Arbeit, reicht das eigentlich, um die richtigen Text Skills beizubringen. Also am allerliebsten www.redi-school.org und da gibt’s alle die Informationen, die man braucht, um bei uns anzufangen. Und wenn das nicht klappt, dann bin ich auf LinkedIn zu finden und freue mich, wenn man sich da meldet. #00:54:17.9#

Stefan Schmugge: Sehr cool! Ich bin mir ziemlich sicher, du wirst den einen oder die eine sicherlich erreicht haben mit diesem tollen, wichtigen, spannenden Thema, der jetzt sofort auf die Webseite geht und sagt: Oh! Da möchte ich gerne meinen Teil zu beitragen. Vielen Dank! Unser Podcast würde nicht Road to 2030 heißen, wenn wir am Ende nicht auch noch ein kleines bisschen den Bogen in Richtung 2030 aufmachen würden. Von daher, bevor ich dich jetzt an der nächsten Ecke, liebe Anne, entweder in Richtung Japan oder in Richtung Berlin rausschmeiße aus unserem Podcast-Mobil, würde ich gerne noch eine Frage stellen, nämlich so deinen persönlichen Ausblick mit der Frage: Wie sieht das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Kultur und unterschiedlichem Ausbildungslevel in Deutschland aus, wenn wir uns in 2030 befinden? #00:55:17.5#

Anne Kjær Bathel: Das ist natürlich eine sehr gute Frage. Das, was ich mir wünsche, ist, zuerst, dass es vielleicht zehn neue ReDI Schools gibt, nicht nur in Europa, sondern insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. Und ein Ziel, was für mich wichtig ist, ist diese ganze Cyber-Security-Frage. Es fehlen uns im Moment 1,2 Millionen Cyber Security Experts weltweit. Und ich hoffe, ReDI School wird teilweise in die Richtung gehen und dass auch andere sich um dieses ganze Datensicherheitsthema kümmern. Weil wenn wir nicht sichere Online-Plattformen schaffen und wenn unsere Daten nicht sicher sind, dann habe ich tatsächlich große Angst, 2030 ist auf gar keinen Fall so gut und friedlich wie heute. Aber ich bin am liebsten positiv unterwegs und deswegen glaube ich, wir schaffen das. Und ich hoffe, die Zukunft hat viel mehr Vielfalt und dass wir auf jeden Fall 50 % Frauenquote bei Dell haben. #00:56:29.4#

Sie haben Ihr Ziel erreicht

Maria Nestroi: Das wäre super. Ja. #00:56:43.6#

Stefan Schmugge: Das ist ein sehr schöner Wunsch, Anne. Du hast es auch schon angesprochen, genau dasselbe wünscht sich Dell Technologies mit unseren Moonshot Goals auch. Ich finde generell, dass das Thema Diversität in Unternehmen noch ein bisschen größer geschrieben werden sollte als vielleicht bisher, um sicherzustellen, dass wir diese angeteaserte Welt in 2030 wirklich genauso bunt und genauso vielfältig und mit genauso viel IT-Fachkräften in dieser Welt erleben werden, wie wir uns das heute wünschen. Wir schicken ein riesen-riesen-großes Dankeschön an dich raus nach Berlin. Du bist nicht physikalisch, aber virtuell in unserem Podcast-Mobil unterwegs, deswegen schmeißen wir dich jetzt auch raus und wünschen dir noch einen großartigen Tag, sagen 1000 Danke, dass du hier gewesen bist bei uns und würden uns freuen, ganz bald mal wieder was von dir zu hören. Mach es gut! #00:57:39.8#

Maria Nestroi: Vielen Dank! Es war sehr schön mit dir. #00:57:41.7#

Anne Kjær Bathel: Danke schön! #00:57:43.4#

Maria Nestroi: Bis bald! Schöne Grüße an die Schülerinnen und Schüler und die Lehrenden und Lehrer. #00:57:49.6#

Anne Kjær Bathel: Schicke ich weiter. Kommt vorbei! #00:57:53.2#

Stefan Schmugge: Wir haben, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, am Anfang versprochen, dass wir heute über ein Herzensprojekt sprechen, nämlich die ReDI School, die dafür sorgt, dass IT sich mit Integration wunderbar verbinden lässt. Wir haben gelernt, dass Mohammed eigentlich den Anstoß gegeben hat. Wir haben gelernt, dass Programmiersprachen Kulturen miteinander verbinden können, indem wir eine spannende Geschichte von dem kleinen Jungen gehört haben, der noch nicht mal richtig Deutsch kann, aber trotzdem schon ein Jahr Curriculum der ReDI School inhaliert hat innerhalb von drei Monaten. Und vielleicht sind wir aber alle zusammen auch ein kleines bisschen nachdenklich geworden. Denn wir haben festgestellt, dass solche gemeinnützigen Programme, die eigentlich total großartig sind, viel, viel mehr noch in Bedeutung wachsen müssen in der Gesellschaft und eigentlich auch noch viel mehr gefördert werden müssen. #00:58:45.3#

Maria Nestroi: Damit sage ich noch mal vielen Dank an Anne Kjær Bathel für diese spannende Etappe und die tollen Ein- und Ausblicke in ihr Projekt und in die Zukunft. Und wenn ihr die nächsten Podcasts nicht verpassen wollt, dann solltet ihr uns auf Spotify, Apple, Amazon, Deezer, SoundCloud, YouTube oder der Dell Technologies Mediathek abonnieren. Hinterlasst uns auch gerne eine Bewertung auf Apple, da würden wir uns sehr darüber freuen. Seid gespannt auf die nächste Etappe in vier Wochen mit unserem Gast Norman Bücher, denn da werden Themen wie Hybrid Work und Extremsport zusammenfinden. Bis dahin! Und anschnallen nicht vergessen! #00:59:22.8#

 

 

 

 

 

 

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