Kürzlich bin ich über einen interessanten Artikel gestolpert. Es ging um ein Thema, das uns alle betrifft und über das wir uns in der täglichen Arbeit vielleicht zu wenig Gedanken machen: die Zukunft der Arbeit. Was in diesem Artikel berichtet wurde, hatte – gelinde gesagt – etwas Beunruhigendes. Wissenschaftler der Universität Oxford hatten demnach schon vor einiger Zeit herausgefunden, dass in den kommenden Jahren fast die Hälfte aller Jobs wegfallen könnte. In einigen Branchen soll es demnach noch dramatischer aussehen, beispielsweise in der Versicherungswirtschaft, wo die britischen Ökonomen sogar über 90 Prozent der Jobs gefährdet sahen.
Der Grund liegt – wieder den Wissenschaftlern zufolge – letztlich in dem, womit wir alle nun tagtäglich sehr intensiv befasst sind: in der Digitalen Transformation. Computerisierung, Vernetzung, IoT und neuerdings vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) erlauben eine hochgradige Automatisierung auch von Tätigkeiten, die bisher nur wirklich intelligenten, urteilsfähigen Wesen vorbehalten waren. Wir wissen es ja selbst, dass die Digitalisierung zahlreiche Arbeitsprozesse verändert und dabei auch solche, bei denen wir uns das bisher nicht vorstellen konnten – also nicht mehr nur einfache Tätigkeiten, sondern auch komplexe wie diejenigen von Journalisten, Anwälten oder Ärzten. Auch wenn hier noch vieles im Ideen- und Projektstadium steckt: Wir müssen uns schon fragen, ob wir damit auf Dauer der Arbeitsgesellschaft ein Ende setzen. Nehmen uns intelligente Maschinen demnächst die Workforce buchstäblich aus der Hand?
Die Ökonomie wäre natürlich keine Wissenschaft, wenn sie nicht widerlegbar wäre und man die Sache nicht auch anders sehen könnte. So verweist der genannte Artikel auch auf Wissenschaftler des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, die zur Auffassung kamen, die Automatisierbarkeit der Tätigkeiten sei bei weitem nicht so hoch – ihren Berechnungen zufolge seien im Durchschnitt aller OECD-Länder nur neun Prozent der Jobs bedroht, in Deutschland etwa zwölf Prozent. Deutlich weniger, obwohl das nach meiner Meinung nicht wirklich beruhigend ist, denn wir sprechen hier immerhin über die Lebensgrundlage von fünf Millionen Menschen in unserem Land.
Ist es also ein Naturgesetz, dass technischer Fortschritt Arbeitsplätze vernichtet? Wenn man an die letzte technische Revolution denkt, die viele von uns ja selbst erlebt haben – die Einführung des PCs, die in den 80er-Jahren zu einer umfassenden Computerisierung geführt hat, gewissermaßen die Vorstufe der Digitalisierung –, so waren das Ergebnis letztlich nicht weniger, sondern mehr Arbeitsplätze. Nicht nur, weil man mehr Softwareentwickler, Systemadministratoren, Datenbank-Experten oder IT-Consultants benötigte, sondern weil der PC eine Fülle von neuen Prozessen und Geschäftsmodellen initiiert hat – und es sind ja ganze Branchen neu entstanden. Um noch eine Aussage zu zitieren: “In 20 Jahren sollen 80 Prozent der Arbeitsplätze vernichtet sein” – als Quelle nennt der eingangs erwähnte Artikel dafür den SPIEGEL vom 17. April 1979.
Aber kann man die Entwicklung von damals tatsächlich auf heute übertragen? Oder hat die Digitalisierung eine Wucht, die alle Erfahrungen hinwegfegt? Vielleicht heißt disruptiv ja auch, dass derartige Analogien gerade nicht mehr gelten, weil – möglicherweise – die KI alles neu definiert. Damit stehen wir aber an der Grenze zur Kaffeesatzleserei: Es ist müßig darüber zu spekulieren. Zukunft heißt für mich aber, nicht abzuwarten was passiert – oder vielleicht auch nicht –, sondern heißt gestalten.
In Bezug auf das Thema Workforce kann das nur bedeuten, Mobilität, Vielfalt und Kreativität zu stärken. Wir müssen die Fähigkeiten der Mitarbeiter noch besser zur Entfaltung bringen, und vor allem müssen wir sie in die Lage versetzten, sich der neuen Technologien, von IoT über Cloud Computing bis zu KI, umfassend bedienen zu können. Wenn beispielsweise 44 Prozent der Mitarbeiter der Auffassung sind, dass ihr Arbeitsplatz noch nicht “intelligent genug” ausgestattet sei, so heißt das ja auch, dass die von den Workforce-Veränderungen Betroffenen zu einem großen Teil meinen, es würde noch zu wenig Technologie eingesetzt. Auch bei Technologie gilt: Es kommt drauf an, was man draus macht.
Für CIOs entstehen in diesem Umfeld ganz neue Herausforderungen, gerade weil die anstehenden Veränderungen sich im Wesentlichen des Hebels Technologie bedienen. Der CIO ist damit nicht nur die Schnittstelle zwischen IT und Business, mit seiner hohen Fach- und Sozialkompetenz ist er auch entscheidend für das Verhältnis zwischen IT und Mitarbeitern. Was die Mitarbeiter aus ihrer Arbeit künftig machen (können), hängt nicht zuletzt von seiner Kompetenz ab – er ist derjenige, der weiß, was man aus Technologie macht.
Wie das neue Berufsbild des CIOs aussieht, wie er sich auf diese neue Rolle vorbereiten und die wichtigsten Herausforderungen bewältigen kann, zeigt unser neues Connected-CIO-Booklet, das unter https://www.dellemc.com/de-de/digital-transformation/connected-cio.htm zum Download bereitsteht.
Doris Albiez
Senior Vice President and General Manager Dell, Commercial Sales Deutschland